Er ist das konservative Gewissen der Union: Professor Andreas Rödder, Historiker Chef der CDU-Grundwerte-Kommission. Im Gespräch mit Ralf Schuler spricht der Mainzer über die Enttäuschung über Parteichef Friedrich Merz, die katastrophale Bilanz von Angela Merkel und das Problem seiner Partei, sich von der Altkanzlerin zu lösen.
Das sagt Rödder über …
… die CDU nach der Merkel-Ära: „Die CDU ist nach 16 Jahren Merkel eine fragmentierte, in sich gespaltene Partei zwischen den Merkelianern und den konservativen Reformern. Über sechzig Prozent der Parteimitglieder haben Friedrich Merz in der Hoffnung gewählt, dass Friedrich Merz einen eigenständigen, unterscheidbaren, christdemokratischen, liberal-konservativen Kurs vorgibt.“
… die Bewertung der Merkel-Kanzlerschaft: „Wenn man immer sagte ,Krise kann sie‘, dann muss ich sagen: Aus der historischen Perspektive habe ich da durchaus meine Zweifel. Egal, ob es der Atomausstieg ist oder die Migrationskrise 2015 oder auch die Pandemie – so eindeutig fällt die Bilanz des positiven Krisenmanagements mit etwas Distanz auf die Dinge nicht aus.“
… die Rolle von Friedrich Merz: „Die Hoffnungen haben noch ein bisschen Zeit vor sich, die haben auch noch ein bisschen Luft über sich.“
… die Furcht von Konservativen vor Linken: „Ich glaube, wir haben die Kulturkämpfe deshalb, weil viele auf bürgerlicher Seite, konkret in der Union, sie ignorieren wollen, sie nicht wahrhaben wollen und sie deshalb auch nicht führen. Das hat mit diesem Gemocht-werden-wollen von denen, die diese Kulturkämpfe führen, zu tun.“
… die Rolle der Grünen in der Ampel: „Die Grünen laden in dieser Regierung ideologisch voll durch. Das erleben wir bei Frau Paus im Familienministerium. Das erleben wir in der Klimapolitik, und die feministische Außenpolitik ist, wenn man genau hinguckt, weit, weit mehr als nur Feminismus in der Außenpolitik. Es geht im Grunde um Identitätspolitik auf außenpolitischer Ebene.“