Das Verständnis für Humor und Satire setzt Intelligenz voraus. Das Beherrschen einer harten politischen Auseinandersetzung setzt rhetorische Brillanz, geistige Beweglichkeit, analytisches Denken und daraus folgend präzise Spontanität voraus. Wahre Autorität zeigt sich nicht durch die mehr als zweifelhafte Besitznahme eines Amtes und die Befriedigung eines schwachen Selbstbewusstseins durch die rein äußerlichen Symbole der Macht, sondern ergibt sich aus der freien Zustimmung und ehrlichen Zuneigung der eigenen Landsleute. Wahrer Idealismus setzt Berufung und weniger Beruf voraus, Eitelkeit ist nicht nur eine Todsünde, sondern der Feind jedes Idealismus.
In den letzten Tagen erreichten mich hunderte Mails und Zuschriften aus Bayern und ganz Deutschland. Namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Rechtsprofessoren, Vertreter des zivilen Lebens, einfache und gute Bürgerinnen und Bürger des Freistaates teilen meine Ansicht, dass sich aufgrund Ihrer politischen Sozialisierung einige Defizite eingeschlichen haben dürften, dass das Wissen über die oben beschriebenen, einfachen aber dafür hehren Grundsätze irgendwo zwischen den pseudomachiavellistischen Winkelzügen innerhalb der CSU-Amigos und der Krönung einer reizenden Bierkönigin verloren gegangen sein dürften.
Wir wollen Ihnen helfen! Und daher danke ich Ihnen, dass Sie meine Aschermittwochsrede in Osterhofen zum Anlass genommen haben, dieser nicht nur eine besondere Wertigkeit und Prominenz zu geben, sondern mir und Ihren Landsleuten dadurch die Gelegenheit gegeben wird, Ihnen die Grundsätze von Demokratie, Meinungsfreiheit, politischer Auseinandersetzung, Humor, Satire, Empathie, Amtsauffassung und nicht zuletzt Idealismus beizubringen.
Aus diesem Grund freue ich mich auf die ersten Lehrstunden am Amtsgericht Deggendorf, folgend in München und schlussendlich in Karlsruhe, die ich Ihnen ganz exklusiv und honorarfrei zuteilwerden lasse. Ich wäre ja nie auf die Idee gekommen, die bayrische Innenpolitik dauerhaft kommentieren und begleiten zu müssen.
Mein Herz schlägt zwar für Bayern, aber wie Sie wissen, bin ich Österreicher. Mit bayrischen Wurzeln. Meine Großmutter war Münchnerin, mein Onkel lebt noch immer am Tegernsee, meine Mutter als ehemalige Münchnerin besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Als Österreicher mit bayrischen Wurzeln, der seine Jugend in Nürnberg und Lauf an der Pegnitz in den Ferien verbrachte, freut es mich, dass Sie mir die Gelegenheit geben, an die vielen Orte meiner Jugend zurückzukehren. Denn Bayern ist schön, die bayrische Seele ist schön. Und vielleicht dient mein Exkurs dazu, Ihnen als Noch-Ministerpräsidenten diesen guten Charakter Ihrer Landsleute näher zu bringen.
Hopfen und Malz ist noch nicht verloren, lebenslanges Lernen ist auch für Sie mehr als notwendig. Die dabei produzierten Gerichtsakten werde ich selbstverständlich dem Bayrischen Rundfunk für weitere Teile des „Heiteren Bezirksgerichtes“ zur Verfügung stellen. Somit ergibt sich auch für Sie die Chance, dass Ihre auslaufende Tätigkeit als Ministerpräsident zumindest medial historisch gilt.
Es grüßt Sie herzlich, noch aus Österreich,
Ihr
Gerald Grosz
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