Dieses Buch ist eine Zeitreise durch den DDR-Alltag eines intellektuellen Filmstudenten und späteren Filmemachers. Werner, die Hauptfigur und Wilhelms altes Ego, erinnert sich, als das letzte Stündlein des SED-Staates geschlagen hat, an seine Zeit im Sandmännchen-Pionier- und Trabi-Land.
Scheinbar banale Begebenheiten, die ihm widerfuhren, machen den Charakter und Zustand der Gesellschaft sichtbar. Der Kauf einer elektrischen Bohrmaschine, in einem Laden an der Berliner Karl-Marx-Allee, die Suche nach einer wasserdichten Wohnung mit Außenklo, das erste Auto, der erste Westkontakt im FDJ – Sommerferienlager am Scharmützelsee, die erste Fahrt nach West-Berlin, der Andrang beim Begrüßungsgeld machen klar: Warten und „Warteschlangen müssen Erfindungen der DDR sein“. Werner ist kein Mitläufer, die „Revolution“ in der DDR, hätte er niemals angezettelt. Er ist eher zurückhaltend. Aber als er in Leipzig 1989 sieht, wie Stasi-Leute plötzlich auf der Straße Bürger mitnehmen, forscht er, was los ist und ist plötzlich mitten unter den Demonstranten.
Eine Skepsis gegenüber der offiziellen Sichtweise der Partei von der „historischen Mission der Arbeiterklasse“ zieht sich durch das ganze Buch. Zum Jahr 1989 meint Werner: Die „allseits gebildeten sozialistischen Persönlichkeiten“ waren nur an der D-Mark interessiert. Die Arbeiter der DDR wollten möglichst schnell eine Gesellschaft ohne Versorgungsdefizite. Dafür wählte man auch schon mal die CDU, obwohl man diese West-Partei nicht kannte. Der Autor, Medienwissenschaftler und Filmemacher Wilhelm Domke-Schulz hat alle Einzelheiten des Alltags in diesem 500-Seiten-Werk festgehalten, so als wolle er etwas bewahren, was zu Verschwinden droht oder schon verschwunden ist.
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