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Sonntag, 21. Oktober 2018

Was kostet die Freiheit?

Zu den Zeiten der großen Weltwirtschaftskrise lebte ein reicher und mächtiger Unternehmer. Sein Imperium war endlos. Es reichte weiter, als das Auge sehen konnte: über jedes der Weltmeere und jeden Kontinent dieser Erde.

Von seiner weitläufigen, luxuriösen Villa aus kontrollierte er eine Unzahl erfolgreicher Unternehmen, die alle für einander produzierten und von einander profitierten. Hunderttausende Menschen arbeiteten für ihn, er bestimmte über sie und ihr Leben. Er war ein wahrer Meister des Lebens, der Macht und der Manipulation.

Er war ein scheuer und zurückgezogener Mann, der sich nur mit dem Feinsten vom Feinen umgab. Er bewohnte die eleganteste Villa, umgab sich mit kostbaren Kunstwerken und Antiquitäten, verwöhnte sich mit der besten Küche und exquisitestem Wein aus seinen eigenen Anbaugebieten. Eine große Dienerschaft kümmerte sich um jeden seiner Wünsche. Alles, was er sah, berührte oder hörte war von aller höchster Qualität.

Sein größter Schatz war sein Privatzoo. Es war der größte und vollständigste Privatzoo auf der ganzen Welt. Obwohl er niemals Besucher empfing, wurde er von Zoologen auf der ganzen Welt beneidet.

Eines Tages berichtete ihm ein Diener von einem versteckten und abgeschiedenen Tal auf dem asiatischen Kontinent, in dem scheue, auf dieser Welt einmalige, Tiere lebten. Von einem hohen Turm aus beobachtete er die Tiere auf den offenen Feldern seines Zoos. Und er dachte sich: „Diese seltenen Tiere im Tal wären die passende Krönung meiner Sammlung.“



Also rief er seine Diener zusammen und organisierte eine Expedition zu den abgelegenen Bergen, dorthin, wo diese seltenen Tiere den Erzählungen nach lebten.

Nach langer Zeit erreichte er ein isoliertes Dorf tief in den Himalajas. Die Jäger dieses abgelegenen Gebietes lachten ihn aus, als sie von seinem Vorhaben hörten. Sie erzählten ihm, kein Mensch, nicht einmal diejenigen, die seit Generationen hier lebten und jagten, könnte je hoffen, diese wilden und scheuen Tiere zu fangen.

„In einem Monat werde ich zurückkehren“, sagte er den Dorfbewohnern „Ich werde alle diese Tiere fangen. Ich bitte nur um einen Begleiter, der mir zeigt, wo sie leben“.

Nach einem Monat kehrte er mit leeren Händen zurück. Die Dorfbewohner lachten ihn aus und verspotteten ihn. Er aber sagte nur: „Kommt mit mir.“

Er führte sie hinauf zu einer Wiese hoch in den Bergen. Die Dorfbewohner standen und starrten auf eine unglaubliche Szene. Dort, vor ihnen, grasten hunderte dieser seltenen Tiere, sicher eingezäunt in einem Hohen Korral. Der Mann erklärte, wie er vorgegangen war.

Am ersten Morgen stellte er Futter und Heu in die Mitte der Wiese. Am nächsten Tag tat er das gleiche, am nächsten wieder und am nächsten wieder, jeden Tag legte er frisches Futter und Heu aus. Bald kamen die Tiere und fraßen. Am Anfang nur wenige, aber jeden Tag kamen einige mehr als am Vortag. Zum Schluss graste die ganze Herde auf der Wiese.

Abends grub er Löcher für die Zaunpfosten aus und stellte zwei oder drei Pfosten pro Nacht auf. Als alle Pfosten im Kreis aufgestellt waren, begann er, die Zaunlatten daran zu befestigen. Zunächst befestigte er die bodennahen Latten, damit die Tiere darüber springen und zum Futter und Heu gelangen konnten. Jeden Abend befestigte er neue Latten und die Wände des Korrals wurden höher und höher. Bald konnten die Tiere nur noch durch eine kleine Öffnung im Zaum auf die Wiese gelangen.

Am Abend des 29. Tages baute er ein Tor. Am letzten Tag des Monats, nachdem alle Tiere durch die schmale Öffnung hindurch geschlüpft waren, schloss er das Tor. Er hatte die Tiere eingefangen, bevor sie überhaupt begriffen, was geschah.

Den erstaunten Dorfbewohnern sagte er: „Ich kann jedes Tier einfangen, indem ich es von mir und meinem Futter abhängig mache. Mit den Menschen ist es dasselbe. Es ist ein fairer Tausch. Ich gebe ihnen Nahrung, sie geben mir dafür ihre Schönheit und Freiheit. Darin liegt die Quelle meines Reichtums und meiner Macht.“

Autor John Kalench



3:26 Minuten

Samstag, 20. Oktober 2018

Herbsttage ....

mit zum Teil schon empfindlichen Temperaturen in der Nacht, lassen uns den heißen und trockenen Sommer vergessen. Regen fehlt nach wie vor, allerdings ist für die kommende Woche Regen angesagt, zumindest hier bei uns in Vorpommern Greifswald.


Hier habe ich ein schönes Herbstgedicht für Euch!

Im Herbst

Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.

Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.

Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Die ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewußt bestimmte Ziel.

Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin.

Wilhelm Busch (1832 - 1908), deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller



3:35 Minuten

Freitag, 19. Oktober 2018

Eine kleine Geschichte ....

zum Wochenende!


Der Flugzeug‐Absturz

Einige Jäger charterten ein Flugzeug, das sie in ein Waldgebiet bringen sollte. Nach zwei Wochen kam der Pilot, um sie wieder abzuholen. Er warf einen Blick auf die erlegten Tiere und sagte: „Diese Maschine kann nicht mehr als einen Büffel transporHeren. Die anderen müssen Sie zurücklassen.“

„Aber im letzten Jahr erlaubte uns der Pilot, zwei Tiere in einer Maschine dieser Größe mitzunehmen“, protestierten die Jäger.

Der Pilot war skeptisch, sagte aber schließlich: „Wenn Sie es voriges Jahr so gemacht haben, können wir es vermutlich wieder tun.“

Also hob die Maschine mit den drei Männern und zwei Büffeln an Bord ab. Doch sie konnte keine Höhe gewinnen und machte mitten in der Einöde eine Bruchlandung. Die Männer, von denen keiner ernsthaft verletzt war,  kletterten heraus und blickten sich um.

Ein Jäger fragte: „Wo sind wir?“. Ein anderer Jäger sah sich prüfend um und erwiderte: „Ich glaube, wir befinden uns ungefähr zwei Meilen links von der Stelle, an der wir im letzten Jahr abgestürzt sind.“

Anthony de Mello aus „Warum der Schäfer jedes Wetter liebt“



1:37 Minuten