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Sonntag, 18. Dezember 2022

Einen schönen 4. Advent ....


wünsche ich Euch allen, da draußen in der Welt.

Eine kleine Geschichte zu Weihnachten.

Frau Ursulas Bescherung

Es war ein altmodischer Winter, draußen auf Weg und Steg, Feldern und Bergen alles verschneit bis auf die schwarzen Tannen, von denen der scharfe Wind den Schnee schon wieder heruntergeschüttelt.
Es war gerade der heilige Abend und dunkelte bereits.

Da begannen von den Kirchtürmen der Stadt die Glocken den Festtag einzuläuten, eine nach der andern und dann alle zusammen, dass es lieblich und erhebend klang und man, wenn man auch gar nicht wollte, an die gnadenreiche Weihnacht denken musste und an das süße Christkind und wie wunderbar der alte Segen alljährlich wieder neu werde. Leute aus den Dörfern der Umgegend waren noch auf der Straße, sie hatten gearbeitet in der Stadt drin, nun eilten sie, schneller als an andern Abenden, über den knarrenden Schnee heim zu. Mancher davon trug noch etwas Eingewickeltes unterm Arm, die Weihnachtsgeschenke für Weib und Kinder. Die meisten waren schon vorbei, und aus der Dunkelheit tauchte hin und wieder, da und dort von einem Bauernhofe oder aus einem der zerstreuten Häuslein, ein Licht auf wie ein Sternlein.

Ganz zuletzt kam noch ein armes Weiblein, und das war die Frau Ursula, die in der Stadt um Taglohn mit Fegen und Reinigen auf den morgenden Festtag hin nachgeholfen hatte. Sie wohnte eine gute halbe Stunde weit weg in dem Dorfe und hatte das lange Jahr hindurch den Weg nach der Stadt bei allem Wetter manch liebes Mal gemessen, am frühen Morgen hin, am späten Abend wieder zurück. 

Wie mühsam das war, sie fühlte sich darum nicht unglücklich, im Gegenteil - nur um so vergnügter sah sie aus, wenn es brav Bestellungen gab; verdiente doch, namentlich zur Winterzeit, ihr Mann mit seiner Maurerarbeit gar wenig, während die drei Kinder im Winter wie im Sommer gleichen Appetit hatten, ja die Kälte bei ihnen noch zu zehren schien. - Um dieser Kinder willen, und damit die Haushaltung im ordentlichen Gange bliebe und sie niemanden beschwerlich fallen müssten, scheute dann Frau Ursula weder mühsame, raue Arbeit noch krumme Finger, wenn`s Stein und Bein fror. 

Heute aber ging sie nicht froh, sie ließ den Kopf hängen. Wohl trug sie einen hübschen, wohlverdienten Batzen im Sacke heim; sogar einen lebkuchenen Reiter, ein paar Stücklein Gerstenzucker, einen Bogen mit Bildern und einige kleine rote Äpfelchen hatte sie gekauft. Alles zur Weihnachtsbescherung für ihre Kleinen. Aber Frau Ursula hatte einen großen Fehler begangen: sie hatte zu lange jene Christbäume angesehen, welche bei ihren reichen Kunden gerüstet wurden und die sich beinahe beugten unter der Last von all dem bunten Zuckerzeug, den kostbaren Spielwaren und der Menge sonstiger Herrlichkeiten, wie man sie nur zu ersinnen vermochte.

Bis jetzt war die arme Frau mit ihrem Lose zufrieden gewesen. Als sie aber bei den Reichen all den Reichtum an Gaben ausgebreitet sah und an die Freude denken musste, welche damit den Stadtkindern gleichsam im Übermaße gewährt wurde, da waren der Mutter natürlich auch die eigenen Kinder eingefallen.

Je länger sie nun aber auf die Pracht und die Fülle hinsah, umso mehr verlor sie sich darin und legte unvermerkt den Maßstab davon an jene Bescherung, die sie nach Hause trug, um sie ihren Kindern zu schenken. Hätten die Schätze eines Königreiches vor ihr ausgebreitet gelegen, sie würde nicht so missgestimmt, ja neidisch darauf geworden sein, wie sie es hier war über diese Spielzeuge und die Zuckerherrlichkeiten; denn nicht an sich dachte sie ja, sondern einzig an ihre Kinder. 

Es tat ihr heimlich weh, dass sie zur Weihnacht mit so ärmlicher Gabe, nur mit einem Lebkuchen, ein paar schlecht gemalten Bogen und gewöhnlichen Äpfel sollten abgefunden werden, indessen eine Menge Herrlichkeiten, die ihr Mareili, ihren Fritz und den kleinen Xaveri in den Himmel versetzt hätten, hier in der Stadt unter der übrigen Masse gar nicht einmal bemerkt würden.

Mit dieser Verstimmung im mütterlichen Herzen und dem kleinen Päcklein dürftiger Weihnachtsherrlichkeiten im Korbe schritt Frau Ursula durch die Dämmerung ihrer ärmlichen Wohnung zu. Sie wurde fast verstimmter, als ihre Kinder sich freudig um die Mutter drängten und den Korb beguckten, weil sie wohl vermuteten, das heilige Weihnachtskindlein könnte ihnen was darin zugeschickt haben. Ihn zu öffnen, wagte freilich keines, und so blieb denn der bedeutsame Korb ruhig auf dem Schranke stehen, wohin er gleich gestellt worden. 

Erst nach der Suppe, die nun gekocht und gegessen wurde, und nachdem die Kinder in die Nebenkammer zu Bette gegangen, schritt Frau Ursula daran, das magere, in einen alten Gartentopf gepflanzte Tannenbäumlein mit den wenigen Gaben zu behängen: alles an die äußeren Ästlein, damit es doch ein wenig etwas vorstelle. Als jedes hing und die zwei neuen Taschentüchlein, die das Mareili noch beschert bekam, um den Fuß des Baumes ziemlich breit hingelegt worden, wurden zum Schluss noch etliche Kerzlein an die Zweige geklebt.

Während dieser Arbeit hatte sich das fast bittere Gefühl in ein mehr wehmütiges und in ein Paar feuchte Augen aufgelöst; dann legte sich die gute Frau zu Bette, müde an Leib und Seele, um Not und Sorgen zu verschlafen.

Als Frau Ursula vor Mitternacht erwachte, leise aufstand und sich ankleidete und die Kerzlein anzündete, da sah ihr Gesicht noch recht verzagt und kleinmütig aus und blickte mehr traurig als heiter auf die Lichtlein, welche die dürftige Bescherung recht sichtbar machten. Nur die Besorgnis, die kurzen Lichtstümpflein möchten unnütz verbrennen, überwand ein längeres Zögern und ließ sie rasch die Kleinen wecken. 

Mareili sprang als erste aus dem Bette, war es doch schon eine Weile wach und hatte nur nicht dergleichen getan, sondern nur verstohlen geblinzelt. Bald war aller Schlaf aus den Äuglein gerieben und helle Freude dafür darin angezündet. - Wie schön waren doch die Lichtlein in den grünen Zweigen! Wie appetitlich lachten die Äpfel mit ihren roten Backen! Und dann der köstliche rote und weiße Gerstenzucker, der an den Fäden dazwischen hing! Und vor allem das Hauptstück, der große Lebkuchenreiter mit vergoldetem Hut. Und dies alles vom lieben Christkindlein gebracht! 

Mareili konnte beinah den Blick nicht mehr wenden von den zwei rotgestreiften Taschentüchlein und ward nicht wenig stolz darauf, dass es die nun selber säumen solle. Fast wie die Äpfel so rote Bäcklein bekamen die Kinder vor lauter Eifer und Lust an ihrer Bescherung, und in den bloßen Hemdlein umherhüpfend, fragten sie die Mutter einmal ums andere, ob das Christkind das alles hergebracht? oder machten Plan über Plan, was sie mit jedem Stücklein besonders anfangen, wie sie es teilen wollten, und wer zuerst abbeißen dürfe an dieser und jener Süßigkeit.

Frau Ursula, die anfangs etwas kleinlaut daneben gestanden und sich zur Heiterkeit gezwungen, um die der andern nicht zu verderben, sah sich bald in die allgemeine Freude hineingezogen, sie dachte des armen Gottessohnes im Stalle zu Bethlehem, sie wusste nicht wie? Der große Christbaum in der Stadt mit seiner kostbaren Bescherung war ihr ganz aus dem Sinne gekommen, sie lachte innerlich vergnügt, und ihre Blicke glänzten nicht anders als die der Kleinen auch. Als sähe Ursula mit den Augen der Kinder, so gefiel ihr nun selbst ihr Bäumlein, das sie doch erst so betrübt angeschaut und woran noch dieselben gewöhnlichen Äpfel, die paar Zuckerstücklein und der einzige Lebkuchen hingen. Aber in dem heimlichen Schatten der grünen Ästlein schienen noch verborgene Herrlichkeiten zu ruhen, aus den zitternden Flämmchen der Kerzen etwas Besonderes und Feierliches zu strahlen, das einen eigenen Schimmer über alles andere ausgoss und es gleichsam verklärte; es war wie das Leuchten des Himmels über dem Stalle zu Bethlehem in der ersten Christnacht.

Dieses drang auch in das Herz der Mutter, und in ihrer unverhohlenen Freude daran nahm sie mit ganzer Seele teil an all dem kindischen Gerede und auch an der kindlichen Glückseligkeit. sie sagte sich's freilich nicht und wusste es selbst nicht einmal klar; aber was sie inwendig verspürte und was auch ihr Herz erheiterte und durchwärmte und sie selbst wieder zum Kinde werden ließ, das war doch nur das Gefühl, dass die Freude und der Segen der Weihnachtsbescherung nicht von kostbarer Herrlichkeit und vielen Geschenken abhänge, sondern auch vom dürftigsten Christbäumchen unsichtbar als Hauptbescherung leuchtet, die heilige Zufriedenheit und das köstliche Bewusstsein: "Auch uns ist der Heiland geboren!"

Autor: Theodor Meyer-Merian 

Sonntag, 11. Dezember 2022

Einen schönen 3. Advent ....

wünsche ich Euch allen, da draußen in der Welt.

Die Geschichte von Kira

Die Geschichte von Kira ist nur eine Geschichte. Nicht weniger - aber auch nicht mehr. Man kann sie lesen, man kann darüber nachdenken, vielleicht sogar etwas für sich mitnehmen. Man kann sie aber auch einfach übergehen, sogar ungelesen wegwerfen. Denn das ist das Schöne an Geschichten: Man kann damit machen, was man will.

Die Geschichte von Kira ist die Geschichte von einem kleinen Mädchen. Naja, so klein ist Kira eigentlich gar nicht mehr, sie ist immerhin elf Jahre alt und sogar ein bisschen größer als die anderen Mädchen in ihrem Alter. Außerdem ist sie die ältere Schwester.

Die Geschichte von Kira ist aber auch die Geschichte von einem Mädchen, das nicht glücklich zu sein scheint. Obwohl Kira eigentlich alles hat, was sich Mädchen in ihrem Alter so wünschen. Sie hat coole Klamotten, darf so viel Fernsehen, wie sie will, und Ihr Handy ist auch ganz o.k.

Aber irgendwie kommt Kira mit den anderen nicht klar. Sie spricht immer weniger, am liebsten eigentlich gar nicht. Und weil die anderen ihr nicht ewig nachlaufen, hat sie kaum noch Freunde. Viele halten sie für sonderbar, weil sie oft alleine rumsteht. Manchmal wird sie deswegen gehänselt – Kinder sind eben so. Kira geht dann eben noch weiter weg.

Zum Glück hat Kira aber Lexa. Lexa ist Kiras kleine Schwester und eigentlich immer gut drauf. Lexa nimmt Kira so, wie sie ist. Außerdem nimmt Lexa Kira gerne als Vorbild, weil Kira als die ältere vieles schon besser kann.

Weil Lexa immer fröhlich ist, ist sie überall beliebt. Lexa hat ganz viele Freundinnen und alle wollen mit ihr spielen. Und die Erwachsenen freuen sich immer, wenn sie Lexa sehen, unterhalten sich mir ihr und machen ganz viel Quatsch. Wenn Lexa zu Freunden geht, bleibt Kira daher am liebsten zu Hause.

Das liegt daran, dass es Kira schwer fällt, nach dem Umzug Freunde zu finden, hatten die Bekannten gesagt. Kira müsse behandelt werden, um über den viel zu frühen Tod ihrer Mutter hinweg zu kommen, hatte der Psychiater gesagt.

Für Kira war das alles Quatsch. Sie ist eben so, wie sie ist. Und wenn den anderen das nicht gefällt, dann war das nicht ihr Problem. Sie kam ohnehin allein am besten klar.

Das dachte sie oft, wenn sie alleine war und sogar der Computer langweilig wurde.

Einmal, als sie mal wieder in Gedanken versunken durchs Fenster schaut, sieht sie den Nachbarn aus seinem Haus kommen. Der Nachbar war o.k. Er ist eigentlich nicht anders, als alle anderen und versteht sich gut mit Kiras Vater. Aber der Nachbar hatte von Kira nie verlangt, dass Kira ihn grüßt. Er hatte Kira auch sonst nie angesprochen. Wenn sich Kira und ihr Nachbar sahen, gingen sie einfach weiter ihrer Wege. „Warum konnte die ganze Welt nicht so sein, wie der Nachbar?“, denkt Kira traurig. Tränen kommen Kira natürlich nicht, denn Kira zeigt niemals Gefühle.

Dann steht Kira langsam auf, geht aus dem Zimmer und schließlich aus dem Haus. Sie geht hin zum Nachbarn und sagt, so fröhlich, wie sie nur kann, „Guten Tag!“

So kannte der Nachbar Kira noch gar nicht und er ist so erstaunt, dass er über das ganze Gesicht strahlt.

„Das war eigentlich gar nicht so schwer“, denkt Kira später. Vielleicht mach ich das eines Tages ja nochmal…

Und ganz heimlich ist Kira fast schon ein bisschen zufrieden – womöglich sogar ein ganz klein wenig stolz.

Das hat die Welt über Nacht nicht geändert. Aber es war ein Anfang.

Autor: Martin Hacker 

Dienstag, 1. November 2022

Fundsache

Einmal sah eine Frau in einem Dorf drei alte Männer vor ihrem Haus sitzen. Sie saßen dort schon eine ganze Weile.

Die Frau ging hinaus und sagte, ich habe gesehen, dass ihr hier schon lange sitzt, ihr müsst hungrig sein. Bitte kommt herein und esst etwas.

Die Männer fragten, ist der Mann des Hauses zu Hause? 

Die Frau antwortete: Nein.

Die Männer antworteten, dann können wir nicht reinkommen.

Die Frau ging hinein. Als ihr Mann am Abend kam, erzählte sie ihm von den Leuten, die draußen saßen, und von allem, was geschehen war.

Der Mann sagte seiner Frau, sie solle hingehen und die Männer bitten, hereinzukommen und etwas zu essen.

Die Frau ging hinaus und sagte, mein Mann ist zu Hause. Er lädt euch alle ein. Bitte kommt herein und esst etwas.

Sie erwiderten, wir gehen nicht gemeinsam in ein Haus.

Die Frau fragte: Warum?

Da erklärte einer der alten Männer.

Er zeigte auf einen seiner Freunde und sagte:

Sein Name ist Reichtum. 

Wenn er mit dir geht, wird dein Haus immer mit Reichtum gefüllt sein. 

Dann deutete er auf einen anderen alten Mann und sagte: Er ist der Erfolg. 

Wenn er mit dir geht, wirst du immer erfolgreich sein, egal was du unternimmst. 

Dann stellte er sich als Liebe vor. 

Wenn ich mit dir gehe, dann wird dein Haus immer mit Liebe erfüllt sein.

Dann sagte er, jetzt gehst du hinein und besprichst mit deinem Mann, welchen von uns du in deinem Haus haben möchtest.

Die Frau ging hinein und erzählte ihrem Mann, was der alte Mann gesagt hatte. 

Ihr Mann war überglücklich, als er das hörte, und sagte: "Lass uns Reichtum einladen, er soll kommen und unser Haus mit Reichtum füllen.

Die Ehefrau war anderer Meinung und sagte: Warum laden wir nicht den Erfolg ein?

Ihre Schwiegertochter hörte dies. Sie kam zu ihnen und schlug vor, wäre es nicht besser, wenn wir die Liebe in unser Haus einladen würden? 

Dann wird unser Haus für immer von Liebe erfüllt sein.

Der Ehemann und die Ehefrau stimmten diesem Rat zu.

Die Frau ging wieder hinaus und sagte zu Liebe, bitte kommt herein und seid unser Gast.

Die Liebe stand auf und ging auf das Haus zu. In diesem Moment standen auch die beiden anderen auf und begannen, ihm zu folgen.

Die Frau fragte, Du hast gesagt, dass nicht alle zusammen kommen können. Ich habe nur Liebe eingeladen. Warum kommt ihr alle herein?

Der alte Mann antwortete, wenn du Reichtum oder Erfolg eingeladen hättest, wären die beiden anderen draußen geblieben, aber da du die Liebe eingeladen hast, gehen wir mit ihr, wohin sie auch geht.

Wo immer es Liebe gibt, werden Reichtum und Erfolg folgen. 

Mittwoch, 31. August 2022

Dr. Mike Yeadon: Ich habe da eine verrückte Geschichte.


Meine Schwester im Vereinigten Königreich hat einen Freund, der Facharzt für orthopädische Chirurgie ist. Er hat die Interviews verfolgt, die ich gemacht habe.

Ungeimpft, kritisch und mit rotem Kopf hält er seinen Mitarbeitern Vorträge, die nirgendwo hingehen können, solange sie alle im OP sind.

Jedenfalls hatte er vor ein paar Wochen ein persönliches Gespräch mit einem potenziellen Patienten, der eine Hüftprothese benötigte. Er überprüfte die Angaben des Patienten und erfuhr, dass er ein leitender Vertriebs- und Marketingmitarbeiter für die EMEA-Region bei Pfizer für biologische Produkte einschließlich aller Impfstoffe war. (Hier wurde keine Vertraulichkeit gebrochen, da es viele solcher Funktionen gibt).

Er untersuchte den Patienten und bevor er ihm vom Untersuchungstisch half, sagte er beiläufig, dass er zuversichtlich sei, dem Mann helfen zu können, und dass er davon ausgehen könne (und dann kam er sehr nahe an ihn heran, blieb von Angesicht zu Angesicht stehen, weniger als 30 cm entfernt), „dass das Verfahren SICHER und WIRKSAM sein würde“, und ließ ein langes Schweigen, während er den Blick des Mannes festhielt.

Offensichtlich hatte der Freund meiner Schwester noch nie einen Menschen gesehen, der sich schneller angezogen hatte und aus der Klinik rannte.

Er hat seitdem nichts mehr von ihm gehört.

Guter Junge.

Ich mag diesen Mann.

Beste Wünsche

Mike

Quelle: https://t.me/DrMikeYeadon

Sonntag, 24. Juli 2022

Arm und reich

Ein reicher Vater wollte, dass sein Sohn weiß, was es bedeutet, arm zu sein und brachte ihn für ein paar Tage zu einer Bauernfamilie. Das Kind verbrachte dort 3 Tage und 3 Nächte.

Wieder mit dem Auto zurück in der Stadt, fragte ihn der Vater: "Und deine Erfahrung?"

"Gut", antwortete der Junge.

"Hast du etwas gelernt?" 

Der Junge erklärte daraufhin: "Wir haben einen Hund und sie haben einen Hund, 20 Hühner, Katzen, Enten und im Stall eine Kuh. Somit haben sie Milch und Eier.

Wir haben einen Pool mit behandeltem Wasser wo kein Blatt und kein Gras drin schwimmen darf. Sie haben im Wald ein kleines Bächlein mit kristallklarem Wasser, Fischen und perfekt um mit Gummistiefeln rein zu springen. 

Wir haben elektrisches Licht in unserem Garten, aber sie haben die Sterne und den Mond und ein Lagerfeuer. Darauf kann man Würstchen grillen. 

Unser Garten reicht bis zum Zaun. Ihre bis zum Horizont. 

Wir gehen ins Gasthaus essen, sie bestellen ihre Felder, ernten und kochen es. 

Wir hören Musik über das Handy, sie singen und musizieren gemeinsam. 

Wir kommen von der Schule und der Arbeit. Das Essen steht in der Mikrowelle. Jeder sitzt alleine am Tisch und isst.

Bei ihnen kocht die Mama oder die Oma auf einem Tischherd. Sie essen gemeinsam. 

Wir sind, um uns zu schützen, von Alarmzäunen umgeben ... 

Sie leben mit offenen Türen, geschützt durch die Freundschaft ihrer Nachbarn.

Wir sind mit Telefon, Computer, Fernsehen verbunden. 

Sie sind mit Leben, Himmel, Sonne, Wasser, Feldern, Tieren, Schatten und Familien in Gemeinschaft." 

Der Vater war beeindruckt von den Gefühlen seines Sohnes. 

Der Sohn kommt zum Schluss: "Danke, dass du mir gezeigt hast, wie arm wir sind."

Jeden Tag werden wir immer ärmer, weil wir nicht mehr auf die Natur schauen. 

Donnerstag, 5. Mai 2022

Fundsache

Eines Tages kommt ein Bub von der Schule nach Hause und gibt seiner Mutter einen Brief. Er sagt ihr: „Mein Lehrer hat mir diesen Brief gegeben und sagte mir, ich solle ihn nur meiner Mutter zu lesen geben.“

Die Mutter hat die Augen voller Tränen, als sie dem Kind laut vorliest: „Ihr Sohn ist ein Genie. Diese Schule ist zu klein für ihn und hat keine Lehrer, die gut genug sind, ihn zu unterrichten. Bitte unterrichten Sie ihn selbst.“

So fördert die Mutter das Kind selbst, bis der Junge eines Tages eine Anstellung als Telegrafist erhält. 

Der Name dieses Jungen ist Thomas Edison. Er gilt als einer der größten Erfinder der Weltgeschichte und seine Entdeckungen in den Bereichen elektrisches Licht und Telekommunikation leiten ein neues Zeitalter ein. Er öffnet den Weg für das Telefon, der Schreibmaschine, der Filmtechnik oder der Glühbirne. Als einem der ersten Menschen ist es ihm gelungen, Stimmen aufzunehmen und wieder abzuspielen!

Viele Jahre nach dem Tod der Mutter, Thomas Edison ist inzwischen weltberühmt, entdeckt er alte Familiensachen. Dabei stößt er auf ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Er nimmt es und öffnet es. Auf dem Blatt steht geschrieben: „Ihr Sohn ist geistig behindert. Wir wollen ihn nicht mehr in unserer Schule haben.“

Thomas Edison weint stundenlang und dann schreibt er in sein Tagebuch: „Thomas Alva Edison war ein geistig behindertes Kind. Durch eine heldenhafte Mutter wurde er zum größten Genie des Jahrhunderts.“

Sprich mit den Kindern, als wären sie die weisesten, freundlichsten, schönsten und wundervollsten Menschen auf der Erde. Denn das, was sie über sich glauben ist das, was sie später werden. 

Mittwoch, 27. April 2022

Fundsache

Der Alte Mann und sein Hund

Ein alter Mann und sein Hund sterben bei einem Unfall. Die beiden finden sich danach auf einem schmutzigen langen Weg wieder und laufen ihn entlang.

Auf beiden Seiten des Weges sind Zäune. Hinter den Zäunen sieht man schöne Wiesen und Waldstücke, genauso wie es ein Mensch mit seinem Hund liebt.

Sie laufen weiter und kommen an ein schönes Tor, in welchem eine Person in weißer Robe steht. Willkommen im Himmel" sagt dieser. 

Der alte Mann ist glücklich und möchte geradewegs mit seinem Hund eintreten. Doch der Türwächter stoppt ihn.

"Hunde sind hier nicht erlaubt, es tut mir leid, aber er darf nicht mit hinein!"

"Was ist denn das für ein Himmel, wo Hunde nicht erlaubt sind? Sagt der alte Mann. "Wenn er nicht hinein darf, dann bleibe ich mit ihm draußen. Er war sein ganzes Leben lang mein treuer Begleiter, da werde ich ihn doch jetzt nicht einfach zurücklassen".

"Sie müssen wissen, was sie tun - aber ich warne Sie, der Teufel ist auf diesem Weg und wird versuchen, Sie zu überreden, bei ihm einzukehren. Er wird Ihnen alles Mögliche versprechen, aber auch bei ihm sind keine Hunde willkommen. Wenn Sie Ihren Hund jetzt nicht hier zurücklassen, dann bleiben Sie bis in alle Ewigkeit auf diesem schmutzigen, steinigen Weg".

Der alte Mann geht mit seinem Hund weiter. Sie kommen an einen herunter getrampelten Zaun ohne Tor, lediglich mit einem Loch. Ein alter Mann steht darinnen. "Entschuldigen Sie, mein Hund und ich sind sehr müde, dürfen wir einen Moment hereinkommen und uns etwas in den Schatten setzen"?

"Aber natürlich, kommen Sie ruhig herein, dort unter dem Baum ist auch Wasser. Machen Sie es sich ruhig bequem!" "Darf auch wirklich mein Hund mit hinein? Ein Mann dort unten an der Straße sagte mir, dass Hunde hier nirgends erlaubt sind."

"Würden Sie denn hereinkommen, wenn Ihr Hund draußen bleiben müsste?" 

"Nein, mein Herr, darum bin ich auch nicht in den Himmel gekommen. Wenn dort Hunde nicht willkommen sind, da bleiben wir lieber bis in alle Ewigkeit auf dem Weg.

Mit etwas Wasser und Schatten wären wir schon zufrieden. Ich komme auf keinen Fall herein, falls mein Liebling draußen bleiben muss."

Der Mann lächelt und sagt:

"Willkommen im Himmel."

"Das da unten war der Teufel, der alle Leute zu sich holt, die ein komfortables Leben haben möchten und dafür bereit sind, den treusten Begleiter ihres Lebens aufzugeben.

"Diese finden zwar bald heraus, dass es ein Fehler war, aber dann ist es zu spät. Die Hunde kommen hierher, die schlechten Menschen aber bleiben dort".

"Gott würde nie die Hunde aus dem Himmel verbannen!"

Er schuf sie, um Menschen im Leben zu begleiten, warum sollte er daher beide im Tod trennen? 

Montag, 25. Oktober 2021

Fundsache

Der Esel sagte zum Tiger: "Das Gras ist blau."

Der Tiger antwortete: "Nein, das Gras ist grün!"

Ein Streit brach aus und sie gingen zum König der Tiere, dem Löwen, um ihre Differenzen beizulegen.

Als der Esel den Platz erreichte, an dem der Löwe auf seinem Thron saß, begann er zu schreien: "Eure Majestät, ist es wahr, dass das Gras blau ist?"

Der Löwe antwortete: "Ja, natürlich ist das Gras blau."

Der Esel war begeistert und fuhr fort: "Der Tiger widerspricht mir und nervt mich, bitte bestrafe ihn."

Der König (Löwe) verkündete: "Der Tiger wird mit einem Monat Schweigen bestraft."

Der Esel sprang glücklich und ging zufrieden weiter und wiederholte: "Das Gras ist blau ... das Gras ist blau ..."

Der Tiger nahm seine Strafe an und fragte den Löwen: "Eure Majestät, wofür habt ihr mich bestraft? Immerhin ist das Gras grün?"

Löwe: "Das Gras ist tatsächlich grün."

Der überraschte Tiger fragte: "Warum bestraft ihr mich dann?"

Löwe: "Das hat nichts mit der Frage zu tun, ob Gras blau oder grün ist. Die Strafe dafür, ein tapferes und intelligentes Tier wie du zu sein, darf keine Zeit damit verschwenden, mit einem Esel zu streiten und dann meine Zeit mit dieser dummen Frage zu verschwenden. 

Die schrecklichste Zeitverschwendung ist es, mit einem Dummkopf und einem Langweiler zu streiten, dem weder Wahrheit noch Realität wichtig sind, sondern nur der Sieg seiner Überzeugungen und Illusionen.

Verschwende keine Zeit mit nutzlosen Argumenten. 

Es gibt Leute, die die Wahrheit nicht akzeptieren können, da sie nicht in ihr Weltbild passt, sie verteidigen lieber die Lüge und verspottet denjenigen der die Lüge aufzeigt.

Sie wollen sich nur behaupten. Gleichzeitig sind sie von Hass geblendet und die Diskussion wird von Beleidigungen begleitet.

Wenn Unwissenheit schreit, ist der Geist still."

Sonntag, 25. April 2021

Das Schmetterlingsphänomen

Ein Schmetterling hat sich in meinem Zimmer verirrt. Unermüdlich stößt er im Fluge gegen die Fensterscheiben, immer von neuem, bis er ermattet auf die Fensterbank fällt. Dann rappelt er sich wieder auf und da in seiner Vorstellungswelt Fensterscheiben nicht vorkommen, stößt er weiter mit dem Kopf dagegen. Er merkt nicht, dass dicht daneben die Balkontür offen steht.

Verfasser unbekannt

So ist das, manchmal sieht man ja auch den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Zur politischen Lage habe ich heute ein Interview für Euch.

 

16 Minuten - https://www.youtube.com/watch?v=LBxTmzBBAxo

Samstag, 18. Januar 2020

Ein Märchen zum Wochenende ....


Wie der Bauer beten lernte

Einmal ging ein reicher Bauer zur Beichte. Der Beichtvater gab ihm zur Buße, sieben Vaterunser zu beten. Beten könne er nicht, sagte der Bauer, er habe es oft lernen wollen, aber nie behalten mögen. Ob er denn auch nicht lesen und schreiben gelernt habe?

Einmal ging ein reicher Bauer zur Beichte. Der Beichtvater gab ihm zur Buße, sieben Vaterunser zu beten. Beten könne er nicht, sagte der Bauer, er habe es oft lernen wollen, aber nie behalten mögen. Ob er denn auch nicht lesen und schreiben gelernt habe? Nein, sein Vater hätte ihn nicht zur Schule geschickt.

Wie behaltet ihr es denn, fragte der Beichtvater, wenn ihr Geld oder Korn ausleiht? Ei, sagte der Bauer, das vergesse ich nicht. Wollt ihr denn zu eurer Buße haben, fragte der Beichtvater, den armen Leuten Korn zu leihen mit dem Bedingung, dass sie es nach der Ernte zurückgeben?

Ja, sagte der Bauer, damit bin ich zufrieden. Tags darauf schickte ihm der Beichtvater einen armen Mann zu, den er nicht kannte; der sprach zu ihm: Euer Beichtvater hat mich zu euch geschickt, ihr sollt mir zwei Sester Korn leihen bis zur Ernte. Der reiche Bauer fragte: Wie heißt ihr denn? Vater unser. Und mit dem Zunamen? Der du bist im Himmel. Da gab ihm der Bauer die zwei Sester Korn.

Einige Tage daraus kam ein anderer, der nannte sich: Geheiligt werde dein Name, mit dem Zunamen: Zu uns komme dein Reich. Dem lieh er auch ein Paar Sester. Bald danach kam einer, der hieß: Dein Wille geschehe, mit dem Zunamen: wie im Himmel also auch auf Erden.

Und so ging es fort bis zum Amen. Darnach besuchte ihn der Beichtvater und fragte, ob er noch nicht beten gelernt hätte.

Nein, sagte der Bauer, wer hätte mich’s lehren sollen? Habt ihr denn auch kein Korn ausgeliehen? fragte der Beichtvater. Das hab ich wohl, sagte der Bauer. Wie hießen denn eure Schuldner? Der Erste hieß: Vater unser der du bist im Himmel; der andere: Geheiligt werde dein Name, Zu uns komme dein Reich usw.

Da sagte der Beichtvater: Nun nennt mir einmal eure Schuldner hintereinander.

Da sagte der Bauer das ganze Vaterunser her. Der Beichtvater fing an zu lachen. Warum lacht ihr, Herr?, fragte der Bauer.

Darum, sagte der Beichtvater, weil ihr beten könnt und wisst es nicht. Das ist ja das ganze Vaterunser. Als der reiche Bauer das hörte, war er nicht wenig verwundert, freute sich aber doch noch mehr, dass er nun beten könne und schenkte den armen Leuten das geliehene Korn.

Ein Märchen von Karl Simrock 



1:36 Minuten

Dienstag, 24. Dezember 2019

Frohe Weihnachten ....


einen schönen, besinnlichen und friedvollen Heiligabend und ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest wünsche ich allen Menschen da draußen in der Welt.

Der kleine Klaus fährt mit seinem Fahrrad zum Spielplatz, als ihm plötzlich ein Auto von der Seite ins Fahrrad fährt. Wenig später hört man die Sirenen eines Krankenautos. Dieses bringt Klaus in ein Krankenhaus. Einige Stunden später kommen die Eltern des Jungen mit verweinten Gesichtern aus der Klinik. Klaus ist an den Folgen des Autounfalls gestorben. Das ist eine traurige Geschichte. Die Eltern sind sehr verzweifelt.

Ein halbes Jahr ist nun vergangen und die Tage sind kurz geworden. Am Vorabend des Nikolaustages stellt Klaus` Mutti die Stiefel ihres verstorbenen Sohnes symbolisch vor die Tür.

Am Nikolaustag steckt in den Schuhen ein kleines Fernglas und es liegt ein mit Kinderschrift beschriebener Zettel dabei. Der Zettel ist beschrieben mit einen Gedicht:

Der neue Stern

Es steht ein neuer Stern am Himmelszelt.
Er strahlt ganz hell auf diese Welt.
Der Stern ist noch klein,
doch sein Licht leuchtet rein.

Als will er euch die Worte sagen:
Bitteschön, stellt keine Fragen!
Freut euch, dass es mich am Himmel gibt.
Freut euch auf das helle Licht.

Ich bin jetzt eins der Sternenkinder
und leuchte für euch immer, immer.
Am Heilig Abend dann
schaut euch den Himmel an.

Freut euch über meinen Stern,
ich bin bei euch und niemals fern!
Nehmt das kleine Fernglas und schaut damit am Heiligen Abend in den Himmel.

Der Heilige Abend ist da und Klaus` Mutti sucht mit dem Teleskop den Sternenhimmel ab. Plötzlich sieht sie einen kleinen hellen Stern und auf dem Himmelslicht sitzend ihren Sohn winken. Was für eine Freude. Die ganze Nacht schauen die Eltern zu ihren Jungen in den Himmel. Als der erste Weihnachtstag anbricht, erlischt das helle Himmelslicht.
Doch jedes Jahr zu Heiligabend können Klaus´ Eltern ihren Sohn winkend als Sternenkind sehen.

Verfasser unbekannt





3:46 Minuten

Sonntag, 8. Dezember 2019

Einen schönen 2. Advent ....


wünsche ich meinen Lesern, Freunden, Verwandten und Bekannten. Genießt den Adventssonntag im Kreis Eurer Lieben.

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Adventswarten

Es ist das ganze Leben
Für den, der Jesus kennt,
ein stetes, stilles Warten
auf seligen Advent.

Er kommt, heißt unser Glaube,
er kommt, heißt unser Trost,
wir hoffen in der Stille
und wenn das Wetter tost.

Wir schauen auf im Kampfe,
wir seufzen oft im Dienst:
Ach, daß du kämst, Herr Jesu,
ach, daß du bald erschienst!

Hedwig von Redern
 
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Das Hirtenbüblein

Ein Hirtenbüblein war wegen seiner klugen Einfälle und witzigen Antworten weit und breit bekannt. Von ihm hörte auch eines Tages der Bischof; der ließ ihn sogleich zu sich kommen, um zu erfahren, ob die Leute wahr geredet. Der Knabe erschien vor dem geistlichen Herrn, das Käpplein in der Hand, züchtig in Gebärden und freundlich von Antlitz. Da sagte der Bischof: er habe von ihm gehört, daß er ein kluger Knabe sei, und er wolle ihm nun zur Probe drei Fragen vorlegen, und wenn er sie gut beantworte, so solle er für jede Antwort einen Goldgulden erhalten. Das war dem Büblein recht.

Der Bischof sprach: "Zum ersten sag' mir, wie viel Sterne sind am Himmel?" Das Büblein verlangte Tinte, Feder und Papier; denn es hatte fein schreiben, lesen und rechnen gelernt, und Religion obendrein. Dann machte er auf das Papier so viel Tüpflein, als er vermochte, und zeigte drauf das Papier dem Bischof, und sagte: So viele Sterne sind's, und nicht mehr. Der Bischof sagte: Wer wird diese Tüpflein alle zählen? Das Büblein antwortete: Der Sterne sind eben auch unzählige. Mit dieser Antwort war der Bischof zufrieden, und er gab ihm einen Goldgulden.

Drauf fuhr er fort: "Zum zweiten sag' mir, wie viel Tropfen sind im Meer?" Das Büblein nahm wiederum einen Bogen Papier, und schrieb Zahl an Zahl, so weit das Papier reichte. Das gab er dem Bischof hin, und nahm einen andern Bogen, und schrieb wiederum fort. Der Bischof sagte: Wenn du so fort schreibst, so kommen wir an kein Ende. Das Büblein antwortete: Und wenn die Quellen und die Flüsse es so forttreiben, so kommen wir mit dem Zählen der Tropfen auch an kein Ende. Wollt Ihr aber machen, daß alle Quellen versiegen und alle Flüsse vertrocknen, so will ich's sagen, wie viel Tropfen das Meer hat, anders nicht. Mit dieser Antwort war der Bischof wiederum zufrieden, und er gab ihm einen zweiten Goldgulden.

Drauf legte er ihm die dritte Frage vor: "Wie viel Blätter gibt's auf allen Bäumen, die in der Welt sind? Aber das mußt du mir im Kopf ausrechnen, anders gilt's nicht." Das Büblein war nicht verlegen, sondern sagte: Wenn ihr alle Blätter, die im Herbst abfallen, wollt abziehen von denen, die im Frühjahr darauf wachsen, so wißt ihr's ganz genau. Der Bischof sagte: Da bleiben ja keine übrig. Ja, sagte das Büblein, es sind auch keine Blätter auf den Bäumen im Winter. Der Bischof mußte lachen, und gab ihm den dritten Goldgulden.

Das Hirtenbüblein bedankte sich. Dann sagte er: Herr Bischof, erlaubt mir nun noch, daß ich an Euch auch eine Frage stellen darf. Der Bischof erlaubte es ihm, und war begierig zu hören. Das Büblein sagte: Worin gleichen wir beide einander, und worin unterscheiden wir uns? Das erratet der Bischof nicht. Da sagte das Büblein: Im Katechismus steht, daß Ihr ein Hirt seid, und Schafe zu hüten habt; darin sind wir einander gleich. Wir sind aber darin von einander unterschieden, daß Ihr ein Oberhirt seid, und Reichtum und Ehre besitzt, und ich bin ein ganz armer Hirtenbube, und habe von beiden nichts. Darum, so bitte ich Euch, nehmet mich in Eure Dienste, und gebt mir Nahrung und Kleidung, und tragt Obsorge für mich. Das tat denn auch der Bischof; und aus dem armen Hirtenbüblein wurde später ein angesehener und hochstudierter Mann.

Autor: Ludwig Aurbacher

Freitag, 6. Dezember 2019

Heute kommt der Nikolaus ....


mit all seinen schönen Gaben.

Ich wünsche Euch einen schönen, gemütlichen Nikolausabend!

Ein kleines Gedicht für Euch!


Heute kommt der Nikolaus

Ihr Kinder, stellt die Schuh’ hinaus,
denn heute kommt der Nikolaus;
und wart ihr immer gut und brav,
dann lohnt’s euch Nikolaus im Schlaf.

Er bringt euch Äpfel, Feigen, Nüss’
und gutes Backwerk, zuckersüß
doch für das böse, schlimme Kind
legt er die Rute hin geschwind.

Verfasser unbekannt


Und hier noch eine eine kleine Geschichte von der Weihnachtsfee Mariella.

"Endlich ist bald Weihnachten!", jubelt Max und kuschelt sich in sein Kopfkissen.

"Dann kommt der Weihnachtsmann und bringt uns viele Geschenke", strahlt seine kleine Schwester Marie und zieht sich die Bettdecke bis zur Nasenspitze hoch.

"Na, wie sieht’s aus? Alles fertig zur Gutenachtgeschichte?", fragt Oma Trudchen und setzt sich wie immer in ihren Schaukelstuhl zwischen die beiden rechts und links vom Fenster stehenden Bettchen ihrer Enkelkinder.

Draußen schneit es und der Wind heult ab und zu ums Haus, als ob er wüsste, dass Oma sich heute etwas ganz Besonderes ausgedacht hat und zuhören möchte.

"Aber nicht wieder ein Märchen, das ich schon kenne", mault Max und schaut seine Omi trotzig an.

"Wo hast du denn das Märchenbuch? So kannst du ja gar nicht vorlesen!", stellt Marie verdutzt fest und will schon aus dem Bett springen, um es zu holen.

"Halt! Halt! Marie, steig wieder ins Bett. Das hat schon seine Richtigkeit. Heut lese ich nichts vor. Heut erzähle ich euch eine Geschichte und zwar die Geschichte von der Weihnachtsfee Mariella." Omas Stimme klingt richtig spannend. Aber Max nuschelt: "Och, die kenne ich doch schon. Was ist denn da neu?"

"Wart’s nur ab! Oder weißt du, wer die Weihnachtsfee einmal war?", fragt Oma schelmisch.

"Wieso? Eine Fee wird doch als Fee geboren, so wie ein Mensch ein Mensch bleibt für immer und immer!" Max schüttelt den Kopf über soviel Unverstand.

"Dann passt mal auf und spitzt die Ohren!", beginnt Oma verheißungsvoll zu erzählen. "Es war einmal ein kleines, obdachloses Waisenkind namens Mariella. Sie war vielleicht so alt wie du Marie."

"Also sieben", wirft Max‘ Schwesterchen ein.

"Richtig! Aus ihrem Zuhause wurde sie erbarmungslos vertrieben, da die Eltern hoch verschuldet waren. So trieb sie sich überall herum, doch nie bettelte sie. Am liebsten schlenderte sie über den täglich geöffneten Marktplatz. Hier konnte sie immer einem Standbesitzer helfen, wofür sie als Lohn etwas zu essen erhielt. Sie war bei allen bekannt und beliebt, doch niemand kam auf die Idee, sich ihrer anzunehmen. Soweit ging die Nächstenliebe der Menschen dann doch nicht. Ihr müsst wissen, dass die Leute meist selbst kaum das Nötigste zum Leben hatten und einen Esser mehr konnten sie sich halt nicht leisten. Die, die genug hatten, waren zu geizig und herzlos, als dass sie die Not dieses kleinen, in Lumpen gehüllten Bündels Mensch hätten sehen wollen.

Schlimm wurde es, als der Winter mit Schnee und Kälte Einzug hielt. Doch solange der Markt offen war, durfte sie sich am Feuer des alten Fischers auch über Nacht wärmen. Seine Feuerstelle erlosch nie, da er die Fische, die nicht verkauft wurden, gleich am nächsten Morgen knusprig röstete und sie dann köstlich duftend doch noch an den Mann bringen konnte. Auch er hatte wohl kein Zuhause, denn wenn er nicht auf dem Markt war, fuhr er auf den See hinaus, um zu angeln.

Am Weihnachtstag kam der alte Fischer nicht mehr zum Markt und seine Feuerstelle erlosch für immer. Das Elend des Mädchens war nun besonders groß. Der Markt wurde zeitig geschlossen. Alle waren mit Vorbereitungen zum Weihnachtsfest beschäftigt. Niemand kümmerte sich um die arme Waise. Wo sollte sie nur hin? Mutterseelenallein stapfte sie in Richtung Wald durch den hohen Schnee. Vor Kälte spürte das Mädchen kaum noch Hände und Füße. Da sah sie plötzlich in der Ferne ein Licht. In ihrer Herzensnot lief sie schnurstracks darauf zu, schneller und immer schneller. Ihr kleines Herz pochte wild vor Aufregung und Hoffnung. Als sie die ersehnte Stelle erreichte, lag da ein großer, silberner Stern, der nur so funkelte. Geblendet hielt sich das Mädchen zuerst die Hände vor die Augen, doch allmählich nahm das Glitzern ab und der Stern sprach mit heller Stimme: "Kleine Mariella! Ich bin gekommen, um dich ins Feenreich zu bringen."

"Woher weißt du wie ich heiße? Und außerdem, meine Mutter hat immer gesagt, dass ich nicht mit Fremden mitgehen darf", erwiderte das Mädchen, wobei ihre Zähne vor Kälte nur so klapperten.

Der Stern lachte und sprach weiter: "Das ist auch richtig! Doch die Feenkönigin hat dich seit dem Tode deiner Eltern beobachtet. Du warst gut, hast jedermann geholfen, dich aber nur recht und schlecht durchgeschlagen, so allein wie du bist. Da sich niemand erbarmt hat, dich aufzunehmen, will sie es tun. Sie hat etwas ganz besonderes mit dir vor. Du sollst zur Weihnachtsfee ausgebildet werden und nach der Feenabschlussprüfung dem Weihnachtsmann bei unlösbaren Aufgaben zur Seite stehen. Glaub mir, du wirst es nicht bereuen! Oder möchtest du so weiterleben wie bisher? Komm, setzt dich auf mich!"

Was sollte das Mädchen dagegen sagen. Der Stern hatte in allem recht. Kaum dass sie einen Fuß auf ihn gesetzt hatte, wurde ihr wohlig warm. Die Kälte wich schnell aus ihrem kleinen Körper. Ihr war so heimelig, wie früher, als sie zu Hause vor dem Ofen saß und der Mutter beim Kochen zusah.

Der Stern hob ab und sein Schweif war an diesem Heilig Abend weithin zu sehen.

So wurde aus der kleinen Waise die Weihnachtsfee Mariella", endete Oma Trudchen ihre Geschichte.

"Oh, war das schön! Ich möchte auch eine Fee werden!", seufzt Marie von ganzem Herzen. Schnell schläft sie ein und lächelt im Traum.

"Pah, unser kleiner Teufel und eine Fee!", murmelt Max leise, schon ist auch er eingeschlafen. Oma Trudchen gibt beiden einen Gutenachtkuss und tappt leise aus dem Kinderzimmer.

Der Wind heult nicht mehr, sicher hat auch ihm die Geschichte gefallen. Nun streicht er leise durch die sternklare, kalte Winternacht, erhellt von märchenhaftem Mondlicht.

Verfasser unbekannt


Mittwoch, 4. Dezember 2019

Eine Weihnachtsgeschichte ....


Die kleine Krüppeltanne

In der Tannenschonung ging es zu wie in jedem Jahr. Jeder Baum wollte der schönste sein und so rekelten und streckten sie sich nach der Sonne. Wenn es regnete, spreizten sie ihre Zweige und Nadeln, um immer den meisten Regen abzubekommen. Jeder wollte den gleichmäßigsten, rundesten Wuchs haben. Das hatte einen Grund: Von Forstarbeitern, die immer mal wieder im Wald nach dem Rechten sahen, hatten sie einige Sätze von einem Weihnachtsfest im Dezember aufgeschnappt, zu dessen einzigem Zweck sie gepflanzt wurden, von geschmückten Weihnachtsbäumen, und leuchtenden Kinderaugen. Doch Genaueres wusste nicht einmal die einzige, riesige, uralte und krummgewachsene Kiefer dieser Schonung. Leider war noch nie ein geschlagener Baum zurückgekommen, um zu berichten, was er alles erlebt hatte.

Ende November kam ein Förster und markierte viele Bäume. Alle, die nun ein weißes Kreuzchen besaßen, träumten vor sich hin. Jeder hatte so seine eigenen Vorstellungen vom Weihnachtsfest, indem er eine Hautrolle spielen sollte.

Hin und wieder wurde in der Schonung mächtig gestritten Eine Douglastanne beschimpfte eine Kiefer, sie soll sich nicht so breit machen und ihr die ganze Sonne nehmen. Die Edeltannen waren schlecht auf die Kiefern zu sprechen und so schimpfte jede auf jede. Nur gegen die Laubbäume im angrenzenden Wald, die stets alles besser wissen wollten, waren sich die Nadelbäume einig: Die Laubler wären einfach nur töricht. Bei all der Streiterei schlügen sie wütend mit den Zweigen um sich und verlören so alle Blätter, bis sie kahl und nackt dastünden.

"Kahle Bäume, kahle Bäume, kahle Bäume ha, ha, ha!", tönte es dann wie im Chor von den Nadlern.

Eine Linde keifte böse zurück: "Keiner von uns wird Weihnachtsbaum. Na gut! Aber ihr landet zu guter Letzt im Osterfeuer. Und eine Buche knarzte voller Wut: "Wenn ihr geschlagen seid, dann habt ihr auch bald keine Nadeln mehr, weil ihr vertrocknet, aber wir bekommen im Frühjahr neue Blätter, hi, hi, hi!"

Eine Douglastanne plärrte "Dafür seht ihr keine glücklichen Kinderaugen!"

So verging die Zeit und eines Tages standen die Waldarbeiter in der Schonung.

Ein Raunen ging durch die Baumwipfel. Alle Bäume streckten sofort ihre obersten Äste und jede einzelne Nadel gen Himmel. So wirkten sie größer.

Als die dralle Douglastanne fiel, kam auf einmal eine ganz kleine Weißtanne zum Vorschein, leider verkrüppelt.

Die Waldarbeiter ließen sie stehen. Dabei hatte sich die kleine Tanne so sehr gewünscht, auch geschmückt zu werden. Aber im Schatten der ausladenden Douglastanne bekam sie keine Sonne und kaum Regen ab. Ja, das hatte ihr wahrlich gefehlt und nun genoss sie all das in vollen Zügen.

Das Schlagen der Bäume hatte bald ein Ende und in der Schonung war Ruhe eingetreten und Platz geworden.

Doch schon am nächsten Tag kam der Förster noch einmal zurück, grub die Krüppeltanne samt Wurzelballen aus, packte sie auf seinen Autoanhänger, murmelte: "Zu Schade zum Schreddern" und stieg in seinen Wagen.

Angekommen an seinem Haus, pflanzte er sie in einen Topf und stellte sie in den Wintergarten. Oh, hier war es lange nicht so kalt und windig wie im Wald, einfach herrlich – fand das Bäumchen. Da erblickte es plötzlich durch eine große Scheibe die dralle Edeltanne, unter der es noch vor ein paar Tagen verdeckt gestanden hatte, herrlich bunt geschmückt und mit vielen, vielen Lichter bestückt. Etwas neidisch war die kleine Krüppeltanne nun schon und sie seufzte, das wie ein leises Knarzen durch den Wintergarten ging.

Das Bäumchen beobachtete begierig das Weihnachtsfest und wusste nun alles darüber. Wie gerne hätte es den Laubbäumen erzählen wollen, was es alles gesehen hatte, denn die wussten ja so vieles nicht.

Doch irgendwann war das Weihnachtsfest vorbei. Da bekam die Krüppeltanne eines Tages einen solchen Schock, dass sie beinahe genadelt hätte. Da wurde doch der wunderschöne Schmuck von ihrer ehemaligen Nachbarin abgenommen und oh Schreck, sie hatte ja auch fast keine Nadeln mehr. Nun wurde sie auch noch brutal aus dem Fenster in den Hof geworfen – einfach schrecklich! Letztendlich rief der Förster: "Die kommt mit ins Osterfeuer. Ihr kräftiges Stämmchen wird lange brennen."

"Also doch, die Laubler haben recht. Nach dem Fest und aller Pracht, mit dem eine Tanne oder Kiefer in einen Weihnachtsbaum verwandelt wird, wird man tatsächlich verbrannt – einfach fürchterlich und kaum zu glauben! Oh, welch ein Glück, dass man mich verschont hat!", dachte die kleine Tanne und schüttelte sich, so sehr saß ihr der Schreck in den Ästen.

Seither ist ein Jahr vergangen und wieder steht Weihnachten vor der Tür. Die kleine Krüppeltanne hat die Zeit über im Vorgarten gestanden. Ein herrlicher Platz mit ausreichend Luft, Sonne, Regen und vor allem einer sehr guten Aussicht. So hat sie sich wunderbar entwickelt und ist zu recht stolz auf sich.

Kurz vor dem Fest sagt die Frau Försterin zu ihrem Mann und zeigt dabei auf die Tanne im Vorgarten: "Dieses Jahr werden wir sie schmücken. Es wird herrlich aussehen."

Die Weißtanne ist erschüttert. Hat sie doch noch das schaurige Ende ihrer ehemaligen Nachbarin vor Augen. "Oh nein! Dann lieber keinen Schmuck und keine Lichter!", jammert sie, aber wer hört sie schon. Sie kann an nichts anderes mehr denken und nachts stellen sich alle Nadeln steil in die Höhe, wenn sie vom Osterfeuer träumt.

Heilig Abend ist da. Und welch eine Freude! Die Weißtanne wird nicht geschlagen, sie wird im Vorgarten mit goldenen Kugeln geschmückt und vielen, vielen Lichtern bestückt, genau wie im vorigen Jahr ihre ehemalige Nachbarin. Ihre Nadeln verliert sie natürlich nicht, muss aber sicher den schönen Schmuck wieder hergeben. Doch das ist der Weißtanne egal, denn sie weiß nun, dass sie noch viele Male wunderschön geschmückt zum Weihnachtsfest eine Hauptrolle spielen wird. Sie ist einfach nur noch glücklich!

Verfasser unbekannt

Freitag, 8. November 2019

Ein Märchen zum Wochenende ....


Verstand und Glück

Es gingen einmal der Verstand und das Glück auf Reisen, um sich die Welt zu besehen und die Menschen mit ihren Gaben zu erfreuen. Da trafen sie einen Schäferjungen, der lag an der Straße und schlief. "Wie wäre es", sprach das Glück zum Verstand, "wenn wir gleich einen Versuch machten. Ziehe du jetzt in den Knaben ein!" Dem Verstand war das recht, und er stieg in das Haupt des Knaben.

Als dieser erwachte, rieb er sich die Augen und dachte: "Ei, wozu hier immer die Schafe hüten, du willst dein Glück in der Stadt versuchen." Gleich machte er sich auf und kam zu einem Uhrmacher und verdingte sich als Stallknecht. In kurzer Zeit machte er sich bei seinem Herrn sehr beliebt, denn seine Pferde waren bald die schönsten in der ganzen Stadt. Dem Jungen aber war die Arbeit im Stall nicht genug. Darum ging er, wenn der Meister und die Gesellen bei Tisch waren, insgeheim in die Werkstatt und verbesserte die Uhren.

Die Gesellen merkten das endlich und sprachen zum Meister: "Es muss jemand, während wir essen, in die Werkstatt kommen, denn unsere Arbeit ist immer fortgeführt, aber weit besser, als wir sie gemacht hätten. Denn alles daran hat Schick und Gestalt." - "Dem will ich bald auf die Spur kommen!" sagte der Meister, und als die Gesellen wieder bei Tisch waren, stellte er sich insgeheim ans Fenster und guckte in die Werkstatt. Nur einmal sah er den Stallknecht, wie er eine Uhr nach der andern zur Hand nahm und besserte. Nach einer Weile konnte er sich nicht mehr halten, sondern öffnete die Türe und rief: "Du also bist der große Meister! Wohlan, du gehörst nicht in den Stall und sollst fortan mein erster Geselle sein!" Das war der Junge zufrieden und machte nun bald so künstliche Uhren, dass alle Welt sich darüber verwunderte.


Da geschah es, dass der König eines Tages ausschreiben ließ, er habe eine kostbare Uhr, die sei verdorben. Wer sie wieder herstelle, dem gebe er fünftausend Gulden. Wer es aber unternehme und es gelänge ihm nicht, dem koste es das Leben. Nun fand sich lange kein Uhrmacher, weder Meister noch Geselle, im ganzen Reiche, der sich's unterstehen wollte. Als der Schäferjunge das hörte, ging er sogleich zum König und bat um die Uhr, er wolle sie ausbessern. Der König schüttelte das Haupt und sprach: "Junge, Junge, das kannst du nicht! Es kostet dir dein Leben. Keiner der vielen Meister hat sich getraut, und du willst es besser verstehen ?" Aber der Junge entgegnete voll Zuversicht, es müsse ihm wohl gelingen und er fürchte nichts für sein Leben.

Da ließ der König die Uhr herbeibringen, und der Knabe nahm gleich seine Werkzeuge zerlegte sie, besserte, besserte, setzte sie wieder zusammen, und siehe da, als man sie an Ort und Stelle hing, so ging sie wie vordem, und der König hatte große Freude. Er gab ihm nicht nur die fünftausend Gulden, sondern hielt ihn auch bei Hofe und machte ihn zu seinem Wirtschafter. Von Tag zu Tag wurde der Junge dem König werter. Dieser hatte aber eine einzige Tochter, die hatte in ihrem Leben nie gelacht, und das kümmerte den Vater sehr. Darum hatte er bestimmt, dass derjenige sie zum Weibe haben solle, der sie zum Lachen bringe, wer es aber unternehme und es gelänge ihm nicht, dem koste es das Leben. Schon viele Freier hatten es versucht, doch alle hatten den Tod gefunden, nun wagte es lange niemand mehr.

Als der Schäferjunge davon hörte, so stieg es ihm zu Gedanken, und nach einiger Zeit trat er vor den König und sprach: "Ich möchte deine Tochter wohl lachen machen!" - "Armer Junge, das kannst du nicht", sprach der König, "es wäre ja schade um dein Leben, lasse ab davon." Aber der Junge hörte nicht auf zu bitten, bis der König es endlich zuließ. Er begab sich mit einem Minister zur Königstochter, trat ehrerbietig vor sie und fing an zu erzählen.

"Drei Wanderburschen, ein Bildhauer, ein Maler und ein Sprachmeister, unternahmen zusammen eine Reise. Als sie in einen Wald gekommen waren, machten sie ein Feuer an und setzten sich herum. Da nahm der Bildhauer einen jungen Stamm und schnitzte daraus eine Jungfrau, darauf nahm sie der Maler und gab ihr durch Farben Schönheit, darauf nahm sie der Sprachmeister und lehrte sie sprechen. Wem von den dreien gehört nun die lebendige Jungfrau von Rechts wegen? Niemand weiß das zu beantworten." Da lachte die Königstochter und rief: "Das versteht sich doch von selbst, dem Sprachmeister!"

Der Junge freute sich und ging mit dem Minister schnell zum König, und dieser fragte sogleich: "Hat sie gelacht?" - "Ja!" sprach der Junge ganz fröhlich. "Nein!" rief der Minister ernst. Da bat der Junge, der König solle einen anderen Minister zu der Jungfrau schicken und sie fragen lassen. Das tat der König. Auch der sprach: "Nein!" - "So schicke noch einen dritten." Es geschah, doch auch der kam zurück und sprach: "Nein!" - "Jetzt kann ich dir nicht helfen!" sagte der König ganz traurig, "was Gesetz ist, ist Gesetz, und danach musst du den Tod erleiden!"


Schon hatte man den Jungen bis zur Richtstätte geführt, da kam just das Glück, das war bisher allein in der Welt herumgegangen, dazu und rief dem Verstand leise, dass niemand es hören konnte: "Du hast deine Schuldigkeit getan, jetzt ist es an mir. Komme heraus und lasse mich hinein!" Kaum war das geschehen, so hörte man Trompetengeschmetter und eine fröhliche Musik, und in einer Kutsche kam der König und seine Tochter hergefahren und hielten hoch ein weißes Tuch zum Zeichen der Gnade.

Jetzt klärte sich die Sache auf, und weil die Minister so boshaft gelogen hatten, wurden sie anstatt des Jungen gehängt. Dieser aber musste sich nun neben die Königstochter in die Kutsche setzen und fuhr mit ihr heim. Da wurde eine glänzende Hochzeit gefeiert, die vier Wochen lang dauerte, und der Junge wurde bald König, und das Glück wohnte bei ihm und verließ ihn nicht bis an sein Ende.

Quelle: Josef Haltrich



5:54 Minuten

Samstag, 26. Oktober 2019

Eine Sage aus Thüringen ....


Nicht vergessen, am 27.10. endet die Sommerzeit. Um 3 Uhr wird die Uhr eine Stunde zurückgestellt auf 2 Uhr.

Der Gürtel der Jungfrau

Über Kreuzburg im Werratale, Mihla gegenüber, wo der Herren von Harstall uraltes Geschlecht noch blüht, lag ein herrliches Kloster, das hieß Münsterkirchen. Es war reich begabt und reich geschmückt, hatte hohe Kuppeln und Türme und ein prachtvolles Geläute, das weithin talab und -auf vernommen ward.



Aber die Kriege, welche Thüringen verheerten, haben das Kloster Münsterkirchen zu einer Wüstung gemacht, und die Rede geht, daß von den Steinen seiner Gebäude fast der ganze Flecken Mihla gebaut worden sein soll. Zuletzt war nur noch ein niederer grüner Hügel übrig, und man nannte die Stätte, welche der Strom im großen Bogen umfloß und öfters überflutete, nur den Sand. Aber an hohen Kirchentagen, und wann fromme Waller das Tal abwärts zum Gehülfenberge zogen, da hörte man tief im Schoße der Erde die große Glocke von Münsterkirchen läuten. Diese Glocke hatte denselben Namen wie ihre berühmte größte Schwester in Erfurt: Maria gloriosa.

Da geschah es, daß ein junges armes Mädchen auf dem Anger am Sand die Herde hütete und einschlief unter dem Erlengebüsch am Werraufer, und da träumte ihr, sie sähe zwei wildaussehende Männer auf dem nahen Hügel miteinander kämpfen, und dazu hörte sie vernehmlich die versunkene Glocke läuten. Da sie nun erwachte, so sahe sie zwei junge Stiere heftig miteinander streiten, die stampften und wühlten mit ihren Hufen die Erde auf, daß die Butzen nur so darum flogen, und die Hirtin eilte hin, die kämpfenden Tiere auseinanderzujagen, und siehe, da ragte dort, wo die Stiere den Boden aufgewühlt hatten, der Henkel der Glocke aus dem Boden.

Freudig erschrocken löste rasch die Jungfrau ihren Gürtel ab, band ein Ende an die Glocke und das andere an einen nahen Strauch, jagte die Stiere vom Hügel und eilte nach Mihla hinüber, ihren Fund zu künden. Da zog die ganze Gemeinde heraus, und erhob feierlich die schöne große Glocke von Münsterkirchen, und führte sie in ihren Ort. Es ist die größte von Mihlas Glocken. Der Jungfrau Gürtel übte allein die magische haltende Kraft, sonst wäre die Glocke wieder in die Tiefe hinabgesunken.

Zu Berka, zwischen Kreuzburg und Eisenach, hängt im Kirchturm auch eine schöne große Glocke, die haben auf einem überm Ort liegenden Berge spielende Kinder gefunden, man zeigt noch die Stelle, und niemand dort zweifelt an der Wahrheit dieser Sage. Sie hat auch eine Inschrift, aber, sagte der Pfarrer, es waren schon viele Gelehrte da und haben die Schrift nicht lesen können. Das kommt daher, daß viele Gelehrte wunders viel lernen und können, nur nicht Deutsch, denn die Schrift ist mit deutschen Buchstaben gegossen und ganz gut zu lesen.

Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch



1:01 Minuten

Sonntag, 6. Oktober 2019

Eine Sage aus Stralsund ....


Aus dem Buch: "Die Volkssagen von Pommern und Rügen"

Die Straßenbeleuchtung in Stralsund

Die Straßen der Stadt Stralsund, die doch zum großen Theil finster und enge genug sind, wurden in früheren Zeiten auch an den dunkelsten Abenden nicht erleuchtet, und das Schlimmste war, daß die Leute, wenn sie des Abends ausgingen, auch nicht einmal Laternen mitnahmen.

Solches Unwesen wollte der Prinz von Hessenstein, als derselbe General-Gouverneur von Stralsund geworden war, nicht ferner dulden. In Gutem konnte er nichts ausrichten; er befahl daher, daß jeder, der nach Sonnenuntergange auf die Straße gehe, eine Laterne bei sich tragen solle, wenn es auch heller Mondschein sey; wer dem Befehle zuwider handele, solle auf die Wache gebracht werden.


Die Stralsunder wollen aber schon seit uralten Zeiten sich nur von ihrem Rathe befehlen lassen, und weil der General sich an diesen nicht gewandt hatte, so war der Erfolg, daß zwar alle Leute mit Laternen gingen, aber kein Licht darin hatten. Nun befahl der General, man solle mit Laternen gehen, und auch ein Licht darin haben. Auch dies geschah pünktlich, aber es hatte Keiner das Licht angezündet.

Der erzürnte Fürst befahl darauf, daß man auch das Licht in der Laterne anzünden solle. Aber jetzt trugen die Leute ihre Laternen unter den Mänteln, oder sie steckten Lichterchen an, so klein, wie Johanniswürmchen, oder sie trieben sonst allerlei Spott, bis sich zuletzt der Rath ins Mittel legte.



3:21 Minuten

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Eine Sage aus Rheinland Pfalz ....


Der arme Spielmann

Es war ein alter Spielmann in Mainz, für den waren die guten Tage vorbei; niemand wollte ihn mehr hören, wenn er die Geige strich. Zuletzt irrte er ohne Obdach und hungernd umher. Wie er so den Rhein entlangging, kam er an einer kleinen Kirche vorbei. Er trat in die Türe und sah auf dem Altar das Bild einer Heiligen; das war reich geschmückt. Ihm war, als säh es ihn freundlich an. Er ging hin zu der heiligen Frau, sank vor ihr nieder und weinte sich einmal aus. Dann nahm er seine Geige und spielte und sang das Beste, was er konnte. Und als das Lied zu Ende war und er weiterziehen wollte, da warf ihm das Bild zum Dank einen goldenen Schuh herab. Der Alte hob ihn auf, küsste ihn, sagte tausendmal Dank und lief dann, so schnell er konnte, zur Stadt, sich Brot zu kaufen. Aber da wurde er angehalten, woher er den goldenen Schuh hätte. Niemand glaubte ihm, was er da erzählte. Die Häscher kamen und schleppten ihn als einen Kirchendieb vors Gericht und er wurde zum Galgen verurteilt.

Als er zum Hochgericht geführt wurde, kamen sie mit ihm wieder an der Kirche vorbei. Da blieb er stehen, trat vor die heilige Frau und rief sie um Hilfe an. Und er nahm noch einmal seine Geige und sang und spielte dem Bilde ein Lied. Wie er dann aber gehen wollte, warf ihm die Heilige auch den zweiten Schuh herab. Da wurde die Unschuld des Spielmanns offenbar vor allem Volk.

Quelle: Paul Zaunert, Rheinland-Sagen, 1924



4:12 Minuten

Mittwoch, 25. September 2019

Ein Märchen ....


Das Hemd des Zufriedenen

Es war einmal ein reicher König, dem machte das Regieren so viele Sorgen, daß er darum nicht schlafen konnte die ganze Nacht. Das ward ihm zuletzt so unerträglich, daß er seine Räthe zusammen berief und ihnen sein Leid klagte.

Es war aber darunter ein alter erfahrener Mann, der erhob sich, da er vernommen, wie es um den König stand, von seinem Stuhle und sprach: „Es giebt nur ein Mittel, daß wieder Schlaf in des Königs Augen kommt, aber es wird schwer zu erlangen sein; so nämlich dem Könige das Hemd eines zufriedenen Menschen geschafft werden könnte und er das beständig auf seinem Leibe trüge, so halte ich dafür, daß ihm sicherlich geholfen wäre.“

Da das der König vernahm, beschloß er, dem Rathe des klugen Mannes zu folgen und wählte eine Anzahl verständiger Männer, die sollten das Reich durchwandern und schauen, ob sie nicht ein Hemd finden könnten, wie es dem Könige Noth that. Die Männer zogen aus und gingen zuerst in die schönen volkreichen Städte, weil sie gedachten, daß sie da wohl am ehesten zu ihrem Zwecke kämen; aber vergebens war ihr Fragen von Haus zu Haus nach einem zufriedenen Menschen; dem Einen gebrach dies, dem Andern das; so mochte sich keiner zufrieden nennen.

Da sprachen die Männer untereinander: „Hier in der Stadt finden wir doch nimmer, wonach wir suchen; darum so wollen wir jetzunder auf das Land hinausgehen, da wird die Zufriedenheit wohl noch zu Hause sein“, sprachen’s, ließen die Stadt mit ihrem Gewühle hinter sich und gingen den Weg durch das wallende Korn dem Dorfe zu.

Sie fragten von Haus zu Haus, von Hütte zu Hütte, sie gingen in das nächste Dorf und weiter von da, sie kehrten bei Armen und bei Reichen ein, aber keinen fanden sie, der ganz zufrieden war. Da kehrten die Männer traurig wieder um und begaben sich auf den Heimweg.

Wie sie nun so in sorgende Gedanken vertieft über eine Flur dahinwandelten, trafen sie auf einen Schweinhirten, der da gemächlich bei seiner Heerde lag; indem so kam auch des Hirten Frau, trug auf ihren Armen ein Kind, und brachte ihrem Manne das Morgenbrod. Der Hirt setzte sich vergnüglich zum Essen, verzehrte was ihm gebracht war, und nachdem spielte er mit seinem Kinde.

Das sahen die Männer des Königs mit Erstaunen, traten herzu und fragten den Mann: wie es käme, daß er so vergnügt wäre und hätte doch nur ein so geringes Auskommen? „Meine lieben Herren“, sprach der Sauhirt, „das kommt daher, weil ich mit dem, was ich habe, zufrieden bin.“

Da freuten sich die Männer höchlich, daß sie endlich einen zufriedenen Menschen gefunden hatten, und erzählten ihm, in welcher Sache sie von dem Könige wären ausgesandt worden, und baten ihn, daß er ihnen möchte für Geld und gute Worte ein Hemd von seinem Leibe geben. Der Sauhirt lächelte und sprach: „So gern ich Euch, meine lieben Herren, in Eurem Anliegen möchte zu Willen sein, so ist es mir doch nicht möglich; denn Zufriedenheit habe ich wohl, aber kein Hemd am Leibe.“

Als das die Männer vernahmen, erschracken sie und gaben nun ganz die Hoffnung auf, ein Hemd zu finden, wie es dem Könige Noth that. Betrübt und mit gesenkten Blicken traten sie wieder vor ihren Herrn und berichteten ihm, wie all ihr Suchen und Fragen sei vergeblich gewesen; sie hätten manchen gefunden, der wohl ein Hemd gehabt hätte, aber keine Zufriedenheit, und endlich hätten sie Einen angetroffen, der wäre freilich zufrieden gewesen, aber leider hätte er kein Hemd gehabt.

So mußte denn der König seine Sorgen ferner tragen und voll Unruhe oft Nächte lang auf seinem Bette liegen, ohne daß Schlaf in seine Augen kam, und konnte ihm nicht geholfen werden.

Wilhelm Busch



1:33 Minuten - CDU nicht mehr wählbar!

Donnerstag, 19. September 2019

Eine Sage ....


wie Preußen zu seinem Namen kam.

Die Könige Widewuto und Bruteno

Es waren in alten Heiden Zeiten zwei Brüder im Lande Preußen, bevor es noch diesen Namen führte, die herrschten über den kimbrischen Volksstamm und waren auf Flößen an das Ostseegestade gefahren gekommen, hatten das Land eingenommen und sich mit ihrem Volke Wohnsitze gebaut.

König Widewuto erfand den berauschenden Trank des Met zu bereiten, und Bruteno diente den Göttern als oberster Priester, und beide wurden hoch betagt. Da Bruteno einhundertundzweiunddreißig Jahre alt geworden, Widewuto aber einhundertundsechzehn Jahre, so versammelten sie all ihr Volk zu einem großen Opferfesttag und verteilten das Land.

Widewutos ältester Sohn hieß Lithuo, der empfing, in dem er den Göttern Gehorsam gelobte und Andacht und in dem er mit der einen Hand seines Vaters Haupt berührte und mit der anderen die heilige Eiche, das Land vom Briko und Nyemo (Bug und Niemen), den beiden Flüssen, bis an den Wald Thamsoan, und dieses Land wurde dann nach ihm Litauen geheißen.

Hierauf gelobte Widewutos zweiter Sohn, des Namens Samo, und empfing auf gleiche Weise das Land von Krono und Hailibo bis an das Wasser Skara, und das wurde hernachmals Samland genannt. Samo hatte ein Weib, die hieß Pregolla, die ist später in dem Flusse Skara ertrunken, und darauf hat dieser Fluß den Namen Pregel empfangen.

Widewutos übrige Söhne, deren noch zehne waren, empfingen allzumal auch weites Land, darinnen ein jeder Raum hatte zu herrschen. Bruteno, der den Göttern als erster Priester diente, hatte keine Söhne, aber nach seinem Namen wurde Land und Volk genannt, Brutenien und Brutenen, aber die Masovier, der Brutenen Feinde, nannten sie Bruti - darüber entspann sich ein Krieg, und die Brutenen wollten sich nicht Bruti, das ist wilde Bestien, schimpfen lassen; darauf nahmen die Masovier Vernunft an und nannten die Brutener auch prudentes und praescii, das ist die Gescheiten, daraus ist der Name Pruski und Preußen geworden, und diesen Namen haben sie sich eher und besser gefallen lassen und ihn vor anderen lieb gewonnen und beibehalten.

Ludwig Bechstein



11:43 Minuten