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Sonntag, 15. September 2019

Eine wahre Geschichte ....


oder doch nur eine Sage?

Hexen gab es früher ja zuhauf aber ich denke, die weilen heute auch noch unter uns. Besonders schlimm sind die schwarzen Hexen, die anderen das Leben schwer machen aber selbst nichts davon haben. Vielleicht brauchen sie es, um überhaupt leben zu können? Zumindest sind es armselige und einsame Gestalten!

Die überführte Hexe von Waldgrehweiler

In Waldgrehweiler verdächtigte man vor langer Zeit eine alte Frau, dass sie sich auf die Schwarzkünste verstünde. Aber man konnte ihr lange nichts nachweisen, bis eines Tages der Metzger des Ortes, dem immer wieder Fleisch gestohlen wurde, diese überführte. Eines Nachts legte er sich mit einem großen Messer auf die lauer, um den Dieb abzupassen.

Es war Mitternacht, als die Tür sich leise öffnete und eine große schwarze Katze hereinschlich. Sie sprang hoch, riss sich ein großes Stück Fleisch vom Haken und wollte sofort damit verschwinden. Der Metzger warf das Messer nach ihr und erwischte sie am Bein. Am nächsten Tag wurde im Ort bekannt das die alte Frau, die sich auf Hexerei verstand mit einer Stichwunde im Bette niederliege.

Geschrieben von Hans Wagner, Trippstadt



3:41 Minuten

Mittwoch, 11. September 2019

Eine Sage aus Mecklenburg Vorpommern ....


Der Fürstin Traum

Nach Mecklenburgs Abblühen kam die Stadt Wismar zu hohem Flor. Dort schlug seinen Wohnsitz auf Fürst Johannes, der Theologe zubenamt, der erkürte zur Gemahlin Luitgardis von Henneberg und gewann von ihr sechs Söhne. Der älteste, Heinrich, vermählte sich mit Anastasia, Herzog Barnim I. in Pommern Tochter. Fromme Sehnsucht trieb den Fürsten zu einem Zuge nach dem Heiligen Lande, davon er den Beinamen der Pilgrim empfing, aber seine Gemahlin kam während seiner Heilfahrt in Not und Bedrängnis. Denn Markgraf Otto von Brandenburg verband sich mit den Fürsten von Sachsen, Meißen, Thüringen und Holstein und fiel in das Mecklenburger Land. Da nun die Fürstin Anastasia um ihre beiden Söhne und um ihr Land in großen Sorgen stand, so erschien ihr der heilige Franziskus im Traume und sprach zu ihr: Fasse Mut, ich verheiße dir und den Deinen den Sieg. Des zum Zeichen wirst du morgen des Tages in den Lüften eine Erscheinung sehen. Und als die Fürstin am andern Morgen erwachte und gläubig hoffend zum Himmel aufblickte, so sahe sie ein Panier schweben mit dem Bilde des Heiligen, der ihr erschienen war. Da sandte Anastasia sogleich nach einem Maler, der mußte den heiligen Franziskus malen, und es mußte ein neues Panier mit diesem Bilde gefertigt werden, das gab sie ihrem ältesten Sohne, welcher auch Heinrich hieß, und verhieß ihm und seinem Bruder den Sieg. Da zogen die Fürstensöhne mit dem neuen Panier hinaus und führten ihr Heer gegen den weit überlegenen Feind und schlugen diesen bei Gadebusch aufs Haupt. Der junge Fürst Heinrich kämpfte mit Löwenmut und wurde hernachmals auch der Löwe zubenamt. Seine Söhne wurden die ersten Herzoge von Mecklenburg.

Fürstin Anastasia aber, die ihren Traum so wunderbar erfüllt sah, wendete ihren Dank dem Kloster des heiligen Franziskus in Wismar zu, zeigte sich mild und freigebig gegen dasselbe und schmückte den Chor der Klosterkirche mit drei neuen Fenstern, von denen das mittelste die heilige Jungfrau und zu den Seiten die Bildnisse des heiligen Franziskus von Assisi und des heiligen Antonius von Padua im herrlichsten Farbenschmuck zeigten. So bezeugte Fürstin Anastasia ihren Dank für die Traumerscheinung und die göttliche Hilfe.

Ludwig Bechstein



38 Sekunden

Freitag, 30. August 2019

Ein Märchen zum Freitag ....



Der Garten im Brunnen

Ein Bauer hatte nach dem Tod seiner ersten Frau, die ihm ein Mädchen und einen Knaben geboren hatte, eine zweite geheiratet und bekam von dieser noch einen Sohn, der hieß Kasperle. Sie war aber gegen jene zwei Kinder eine böse Stiefmutter, behandelte sie übel, ließ sie zerlumpt umhergehen und gab ihnen kaum satt zu essen, während sie Kasperle alles zu Willen tat, ihn in den besten Kleidern einhergehen ließ und ihn in allen Stücken vorzog.

Der Vater durfte darüber nichts sagen, so oft ihm auch die armen Kinder ihr Leid klagten, denn er ward nachgerade kränklich und mußte selbst von seiner Frau alles gebrannte Herzeleid erdulden. Die böse Stiefmutter kam endlich sogar auf den Gedanken, die beiden Kinder aus dem Wege zu räumen und ihrem Sprößling das Erbe allein zuzuwenden.

Sie nahm deshalb einmal die Kinder mit tief hinein in den Wald, um Erdbeeren zu suchen; der Abend kam heran, und als sich die Kinder umsahen, war die Mutter verschwunden. Das Mädchen weinte sehr, denn sie glaubte schon im Walde umkommen zu müssen; aber der Knabe tröstete sie und sprach: »Wir kommen schon nach Hause, denn ich habe an dem Wege Reiser von den Hecken und Bäumen geknickt.«

Und die Kinder kamen wirklich nach Hause zurück, zum Ärger der Stiefmutter. Sie dachte es nun klüger anzufangen und führte sie noch tiefer in den Wald, aber der Knabe hatte Erbsen auf den Weg gestreut, und die Kinder kamen wiederum aus der greulichen finsteren Wildnis.

Die böse Stiefmutter ergrimmte aber über dies Fehlschlagen ihrer Pläne immer mehr, und als der Knabe einst aus dem tiefen Ziehbrunnen im Garten seines Vaters Wasser schöpfte, warf sie ihn hinein. Statt in das Wasser zu fallen, kam der Knabe in einen wunderschönen Garten, der voll Blumen und Bäume stand. Er konnte sich nicht satt sehen und lief immer zu; endlich aber erkannte er, daß er vom Schauen wirklich nicht satt geworden war; denn es hungerte ihn sehr; da sah er ein Bäumchen voll schöner roter Äpfel und sprach voll Sehnsucht:

»Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich

Und wirf deine Äpfel über mich.«

Und das Bäumchen schüttelte sich, und eine Menge der schönen rot farbigen Äpfel lagen im Gras. Der Knabe aß sich satt und ging weiter. Da sah er ein Bäumchen stehen, das hing über und über voll Gold. Das blitzte dem Knaben gar sehr in die Augen, und er sprach:

»Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich

Und wirf Goldblättlein über mich.«

Kaum hatte er ausgesprochen, da flimmerten seine Kleider von dem feinsten Golde. Nun kam aber die Sehnsucht nach dem Vater und der Schwester in sein Herz, und er seufzte: »Ach, wenn ich doch bei meinem Vater wäre!«

Siehe, da stand ein graues Männlein vor ihm, zeigte ihm einen Weg und sprach: »Gehe nur immer gradaus, bis du an die Stelle kommst, wo du hergekommen bist; deine Schwester wird Wasser schöpfen, da hänge dich an den Eimer.«

Der Knabe tat also, und es geschah alles, was das Männchen gesagt hatte.

Die Schwester verwunderte sich sehr, als sie den goldbedeckten Bruder am Eimer hängen sah. Sie freute sich gar sehr darüber und ließ sich von dem Bruder auch in den Brunnen hinab lassen, nachdem er ihr alles erzählt hatte. Dem Mädchen widerfuhr das selbe, und sie wurde ebenso wieder heraus gezogen. Nun gingen die beiden Kinder zum Vater und sagten: »Freue dich, nun haben wir Reichtum genug und wollen glücklich sein!«

Die böse Stiefmutter ärgerte sich gewaltig darüber, tat es sich aber nicht aus, sondern ließ sich alles von den Kindern genau erzählen. Dann unterrichtete sie ihren Sohn Kasperle und warf ihn auch in den Brunnen. Kasperle kam ebenfalls in den schönen Garten. Als ihn hungerte, sah auch er ein Bäumchen voll Äpfel. Da sprach er:

»Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich,

Wirf deine Äpfel über mich!«

Da schüttelte sich das Bäumchen, und die Äpfel fielen dem Kasperle gar hart auf den Kopf! Er griff hastig nach dem ersten und biß hinein, mußte aber den Mund verziehen, so sauer schmeckte der Apfel, und es war ein garstiger Wurm darin. Der Hunger zwang ihn indes, doch davon zu essen. Bald darauf sah er ein Bäumchen, das glänzte wie Gold, und er sagte:

»Liebes Bäumchen, schüttle dich und rüttle dich,

Wirf deine Blütlein über mich!«

Da troff es von dem Bäumchen herab, und er war alsbald mit einer dicken Pechkruste überzogen. Er weinte und schrie und verlangte nach seiner Mutter, damit sie ihn aus der unbequemen Haut erlöse. Und das graue Männchen stand vor ihm und sagte: »Gehe dahin und hänge dich an den Eimer, mit dem deine Mutter Wasser schöpfen wird.«

Die Stiefmutter hatte am Brunnen gewartet und zog hastig vor Begierde den Eimer herauf, als sie eine schwere Last sich dran hängen fühlte. Sie hoffte nichts gewisser, als daß Kasperle mit Gold bedeckt zurück kehren werde. Wie erboste sie sich daher, als sie den armen Jungen in solchem Zustand fand. Sie schalt und schlug sogar nach ihm.

Das Pech ließ sich gar nicht ablösen, und sie kam auf den Gedanken, ihn in den warmen Backofen zu stecken, da sie eben Brot gebacken hatte; da werde das Pech schon abfließen, meinte sie. Sie tat es, vergaß aber den Jungen, und als sie den Ofen endlich öffnete, floß ihr das Pech entgegen, das Kasperle war erstickt und verbrannt.

Die Stiefmutter starb bald darauf vor Ärger und Betrübnis, der Vater aber lebte mit seinen glücklichen Kindern herrlich und in Freuden.

Ludwig Bechstein



1:50 Minuten

Sonntag, 25. August 2019

Eine Sage zum Sonntag ....


damit es nicht langweilig wird aber da der Sommer ja zurück gekehrt ist, habt Ihr sicher besseres zu tun.

Ansonsten einfach mal zwischendurch lesen. Prislich liegt im Landkreis Ludwigslust - Parchim in Mecklenburg Vorpommern.

Der Drache als Diener

Ein Bauer in Prislich hatte ein Bündnis mit dem Teufel geschlossen und ihm seine Seele verschrieben. Dafür hatte er von ihm einen Drachen bekommen, der ihm alle möglichen Reichtümer herbei schaffte. Wann immer er wollte, kamen auf diese Weise Korn, Stroh, Mehl, Butter und allerlei schöne Dinge durch die Luft angesegelt und vermehrten den Reichtum des ohnehin wohlhabenden Bauern bis zum Überfluss.

Der Schäfer des Dorfes aber war ein pfiffiger Kopf und konnte sogar ein wenig zaubern. So gelang es ihm immer wieder, den Drachen seine Gaben schon vorher fallen zu lassen. Die Sachen, die sich der gierige Bauer gewünscht hatte, wurden in alle Winde verstreut und er ging leer aus.

Der Drache und sein Meister wollten sich für diesen Schabernack rächen. Der Drache besorgte eine ungeheure Menge von Läusen, die sollten alles Vieh im Dorf befallen und krank machen. Mit dem Einsammeln der Läuse hatten der Teufel und der Drache ganz schön lange zu tun.

Der Schäfer glaubte währenddessen schon, er hätte den Drachen wohl für immer vertrieben. Deswegen hielt er Nachts auch nicht mehr so oft Wache, sondern schlief tief und fest, als der Drache mit all dem Ungeziefer angebraust kam.

Zufällig war jedoch gerade ein anderer Bürger von Prislich draußen auf dem Feld. Er sah den Drachen und führte den gleichen Zauber aus, den er bei dem Schäfer so oft gesehen und gehört hatte. Er machte seine Sache recht gut, aber eben doch nicht ganz richtig. Der Drache verlor zwar sein Ungeziefer, doch alle Läuse fielen auf den Mann und verschafften ihm ein Jucken, wie er es sein Lebtag nicht gehabt hatte.

Bald darauf starb zur Freude des Dorfes der alte geizige Bauer und wurde vom Teufel eigenhändig abgeholt. Da verließ zum Glück auch der Drache das Dorf.

Quelle: Deutsches Sagenbuch



2:47 Minuten

Freitag, 16. August 2019

Eine Kurzgeschichte am Freitag ....

von der man auch etwas lernen kann!


Der Bauer und der Vogel

Ein Bauer hatte einen großen Garten voll schöner Blumen und Früchte, und auf den Bäumen sangen Vögel aller Art. Aber der Mann war ein plumper Geselle von wenig Verstand und eigennützigem Gemüt. Eines Tages sah er auf einem Baume einen Vogel von seltsamer Art, der eine wunderschöne Stimme hatte und allerlei Weisen sang. Den gedachte er zu fangen. Er legte ihm Schlingen und fing ihn.

Da begann der Vogel zu sprechen und sagte: »Was willst du von mir, und wozu soll ich dir nützen?« Der Bauer sagte: »Du sollst mir singen im Käfig.« Der Vogel: »Das will ich nicht, ich werde schweigen.« Der Bauer: »So werde ich dich erwürgen und essen.« Der Vogel: »Du magst mich sieden oder braten, aber dann hast du an mir nur einen winzigen Bissen. Wenn du mich aber wieder fliegen lässest, so will ich dir sehr zum Nutzen sein. Ich werde dir drei weise Lehren geben, die feiner klingen als der schönste Gesang und so viel wert sind wie der größte Schatz.«

Das gefiel dem Bauern, und er ließ den Vogel wieder frei.

Da sprach der Vogel: »Zum ersten: Glaub' nicht alles, was man dir sagt; zum anderen: Behalte, was du hast; zum dritten: Bekümmere dich nicht um das, was du verlierst!«

Nach diesen Worten flog der Vogel auf einen Baum und fing dort an mit heller Stimme zu singen: »Dem Himmel sei Dank! Dieses Bauern Sinne sind so verdunkelt, dass seine Augen nicht gesehen haben, noch seine Hände gegriffen, noch seine Vernunft gemerkt hat den kostbaren Edelstein in meinem Leib, der wohl zwei Lot schwer ist. Es wäre damit sehr reich geworden, aber ich hätte mein armes Leben lassen müssen.«

Als das der Bauer hörte, ward er sehr betrübt und sprach weinend und klagend: »Weh mir Armen, dass ich den betrügerischen Worten dieses falschen, bösen Vogels geglaubt habe!«

Da sprach der Vogel: »O du Tor, warum bist du betrübt? Und warum vergisst du die Lehren, die ich dir gegeben habe? Zum ersten: Du sollst nicht alles glauben, was man dir sagt. Wie aber könnte es möglich sein, dass ich einen Stein, zwei Lot schwer, in mir trage, da ich doch selbst kaum ein Quentlein wiege? - Zum anderen: Wenn das auch wahr gewesen wäre, warum hast du nicht behalten, was du gehabt? - Zum dritten endlich: Da du das verloren hattest, so solltest du es vergessen und dir's aus dem Kopf schlagen.«

Damit flog der Vogel fort in den Wald, und der Bauer sah sich verspottet und verlacht.

Verfasser unbekannt



6:42 Minuten

Samstag, 10. August 2019

Die Sage vom Inselberg in Thüringen ....


Einer der höchsten Berge des Thüringer Waldes ist der Inselberg. Vor alters schrieben manche seinen Namen Heunselberg und wollten ihn von den Heunen, Hünen, ableiten, andere Emsenberg, weil ein Flüßchen, die Emse, nahe seinem Gipfel entspringe; näher kamen die, so ihn Einzelberg nannten, weil sein hohes Haupt über alle seine Nachbarberge vereinzelt emporragt, ja häufig erscheint es wie eine Insel über dem Nebelmeere, das rings um seinen Gipfel flutet, wie sein Haupt sich zuerst über der Flut erhoben, die einst ganz Thüringen bedeckte.

Über ihn dahin zieht die alte Hochstraße, der Rennsteig, Rennsteg, Rennweg, Rinneweg, der über das ganze Thüringer Waldgebirge viele Meilen weit sich erstreckt.

Es geht die Sage, daß jeder Landgraf von Thüringen diesen Weg mit seiner Ritterschaft reiten mußte, sobald er die Regierung Thüringens angetreten hatte.

Nahe dem Inselberg haben in alten Zeiten Bergleute vom Harz den Bergbau begonnen und Orte angebaut, deren Namen eigentümlich fremdländisch klingt: Tabarz, Cabarz, und mögen wohl Einwanderer von weither auch andere Bergorte im Schoß des Waldgebirges begründet haben, die in Sprachlauten und Trachten sich von den eigentlichen Thüringern merklich unterscheiden.

Viele Venetianer sind nachderhand in das Gebirge gekommen, welche die Leute Erzmännerchen und Walen nannten, die haben manch reichen Schatz hinweg getragen, denn im Inselberggraben, im Bärenbruch, im Ungeheuern Grund, an der Schönleite und weiter hin nach der Ruhl zu, in der Ruhl, dem Flüßchen, und sonst, auch im Backsteinsloch, gab es Goldsand, obschon minder viel als in Kalifornien, doch hat er manchen reich gemacht. Seit die Walen dagewesen sind, findet man nichts mehr.

Ludwig Bechstein



2:16 Minuten

Dienstag, 6. August 2019

Eine Sage aus Jüterbog ....


einer Kleinstadt im Landkreis Teltow-Flämig im Bundesland Brandenburg.

Der Schmied von Jüterbogk ....
Im Städtlein Jüterbogk hat einmal ein Schmied gelebt, von dem erzählen sich Kinder und Alte ein wundersames Märlein. Es war dieser Schmied erst ein junger Bursche, der einen sehr strengen Vater hatte, aber treulich Gottes Gebote hielt.

Er tat große Reisen und erlebte viele Abenteuer, dabei war er in seiner Kunst über alle Maßen geschickt und tüchtig. Er hatte eine Stahltinktur, die jeden Harnisch und Panzer undurchdringlich machte, welcher damit bestrichen wurde, und gesellte sich dem Heere Kaiser Friedrichs II. zu, wo er kaiserlicher Rüstmeister wurde und den Kriegszug nach Mailand und Apulien mitmachte.

Dort eroberte er den Heer- und Bannerwagen der Stadt und kehrte endlich, nach dem der Kaiser gestorben war, mit vielem Reichtum in seine Heimat zurück. Er sah gute Tage, dann wieder böse und wurde über hundert Jahre alt.

Einst saß er in seinem Garten unter einem alten Birnbaum, da kam ein graues Männlein auf einem Esel geritten, das sich schon mehrmals als des Schmiedes Schutzgeist bewiesen hatte. Dieses Männchen herbergte bei dem Schmied und ließ den Esel beschlagen, was jener gern tat, ohne Lohn zu heischen.

Darauf sagte das Männlein zu Peter, er solle drei Wünsche tun, aber dabei das Beste nicht vergessen. Da wünschte der Schmied, weil die Diebe ihm oft die Birnen gestohlen, es solle keiner, der auf den Birnbaum gestiegen, ohne seinen Willen wieder herunter können - und weil er auch in der Stube öfters bestohlen worden war, so wünschte er, es solle niemand ohne seine Erlaubnis in die Stube kommen können, es wäre denn durch das Schlüsselloch.

Und dann tat der Schmied den dritten Wunsch, sagend: "Das Beste ist ein guter Schnaps, so wünsche ich, dass diese Bulle niemals leer werde!" "Deine Wünsche sind gewährt", sprach das Männchen, strich noch über einige Stangen Eisen, die in der Schmiede lagen, mit der Hand, setzte sich auf seinen Esel und ritt von dannen. Das Eisen war in blankes Silber verwandelt.

Der vorher arm gewordene Schmied war wieder reich und lebte fort und fort bei gutem Wohlsein, denn die nie versiegenden Magentropfen in der Bulle waren, ohne dass er es wusste, ein Lebenselixier. Endlich klopfte der Tod an, der ihn so lange vergessen zu haben schien; der Schmied war scheinbar auch gern bereitwillig, mit ihm zu gehen, und bat nur, ihm ein kleines Labsal zu vergönnen und ein paar Birnen von dem Baum zu holen, den er nicht selbst mehr besteigen könne aus großer Altersschwäche.

Der Tod stieg auf den Baum, und der Schmied sprach: "Bleib droben!" denn er hatte Lust, noch länger zu leben. Der Tod fraß alle Birnen vom Baum, dann gingen seine Fasten an, und vor Hunger verzehrte er sich selbst mit Haut und Haar, daher er jetzt nur noch so ein scheußlich dürres Gerippe ist.

Auf Erden aber starb niemand mehr, weder Mensch noch Tier, darüber entstand viel Unheil, und endlich ging der Schmied hin zu dem klappernden Tod und akkordierte mit ihm, dass er ihn in Ruhe lasse, dann ließ er ihn los. Wütend floh der Tod von dannen und begann nun auf Erden aufzuräumen.

Da er sich an dem Schmied nicht rächen konnte, so hetzte er ihm den Teufel auf den Hals, dass dieser ihn hole. Dieser machte sich flugs auf den Weg, aber der pfiffige Schmied roch den Schwefel voraus, schloss seine Türe zu, hielt mit den Gesellen einen ledernen Sack an das Schlüsselloch, und wie Herr Urian hindurch fuhr, da er nicht anders in die Schmiede konnte, wurde der Sack zugebunden, zum Amboss getragen, und nun wurde ganz unbarmherzig mit den schwersten Hämmern auf den Teufel losgepocht, dass ihm Hören und Sehen verging, er ganz mürbe wurde und das Wiederkommen auf immer verschwur.

Nun lebte der Schmied noch gar lange Zeit in Ruhe, bis er, wie alle Freunde und Bekannte ihm gestorben waren, des Erdenlebens satt und müde wurde. Machte sich deshalb auf den Weg und ging nach dem Himmel, wo er bescheidentlich am Tor anklopfte. Da schaute der heilige Petrus heraus, und Peter der Schmied erkannte in ihm seinen Schutzpatron und Schutzgeist, der ihn oft aus Not und Gefahr sichtbarlich errettet und ihm zuletzt die drei Wünsche gewährt hatte.

Jetzt aber sprach Petrus: "hebe dich weg, der Himmel bleibt dir verschlossen; du hast das Beste zu erbitten vergessen: die Seligkeit!"

Auf diesen Bescheid wandte sich Peter und gedachte, sein Heil in der Hölle zu versuchen, und wanderte wieder abwärts, fand auch bald den rechten, breiten und viel begangenen Weg. Wie aber der Teufel erfuhr, dass der Schmied von Jüterbogk im Anzug sei, schlug er das Höllentor ihm vor der Nase zu und setzte die Hölle gegen ihn in Verteidigungsstand.

Da nun der Schmied von Jüterbogk weder im Himmel noch in der Hölle seine Zuflucht fand, und auf Erden es ihm nimmer gefallen wollte, so ist er hinab in den Kyffhäuser gegangen zu Kaiser Friedrich, dem er einst gedient hatte. Der alte Kaiser, sein Herr, freute sich, als er seinen Rüstmeister Peter kommen sah und fragte ihn gleich, ob die Raben noch um den Turm der Burgruine Kyffhausen flögen?

Und als Peter das bejahte, so seufzte der Rotbart. Der Schmied aber blieb im Berge, wo er des Kaisers Handpferd und die Pferde der Prinzessin und die der reitenden Fräulein beschlägt, bis des Kaisers Erlösungsstunde auch ihm schlagen wird.

Und das wird geschehen nach dem Munde der Sage, wenn der einst die Raben nicht mehr um den Berg fliegen, und auf dem Ratsfeld nahe dem Kyffhäuser ein alter dürrer abgestorbener Birnbaum wieder ausschlägt, grünt und blüht. Dann tritt der Kaiser hervor mit all seinen Wappnern, schlägt die große Schlacht der Befreiung und hängt seinen Schild an den wieder grünen Baum. Hierauf geht er ein mit seinem Gesinde zu der ewigen Ruhe.

Ludwig Bechstein

Donnerstag, 1. August 2019

Eine Kurzgeschichte ....


Draußen regnet es gerade, das ist gut für die Pflanzen und den ausgetrockneten Boden. Es hat auch abgekühlt und man kann durchatmen. Zeit für eine kleine Geschichte!

Der zauberhafte Pfau

Es war einmal ein Pfau, der war so schön, dass es keine Sünde war, ihn zu beneiden, sondern ganz natürlich. So geschah es auch einem jungen Mädchen: "Ach," seufzte es, "wenn ich doch so schön wäre wie du."

"Das lässt sich machen," sagte der Pfau, den eine solche Bemerkung nicht überraschte und der sich für solche Gelegenheiten vorbereitet hatte, "ich habe Magie studiert, und es wäre mir ein Vergnügen, dich in einen Pfau zu verwandeln."

Bei diesen Worten hob er verführerisch seine prachtvolle Schleppe zu einem grün-golden glänzenden Rad, dessen bunte Augenflecken das Mädchen ansahen, als wollten sie schon mit der Verzauberung beginnen.

"Allerdings," fuhr er fort, "so hübsch wie ich wirst du nur, wenn ich dich in ein Männchen verwandle. Und - jetzt kommt das Wichtigste: Als Pfau musst du immer dasselbe Kleid tragen, Tag und Nacht, Jahr für Jahr."

Da kehrte sich das Mädchen wortlos ab, lief eilig nach Hause und zog sich um.

Verfasser unbekannt



7:48 Minuten

Samstag, 27. Juli 2019

Zum Wochenende ....


habe ich eine kleine Geschichte für Euch!

Der Fuchs und die Katze
Es trug sich zu, dass die Katze in einem Walde dem Herrn Fuchs begegnete, und weil sie dachte: Er ist gescheit und wohl erfahren und gilt viel in der Welt, so sprach sie ihm freundlich zu. "Guten Tag, lieber Herr Fuchs, wie geht's? Wie steht's? Wie schlagt Ihr Euch durch in dieser teuren Zeit?"

Der Fuchs, allen Hochmutes voll, betrachtete die Katze von Kopf bis Fuß und wusste lange nicht, ob er eine Antwort geben sollte. Endlich sprach er: "O dDu armseliger Bartputzer, Du buntscheckiger Narr, Hungerleider und Mäusejäger, was kommt Dir in den Sinn? Du unterstehst Dich zu fragen, wie’s mir gehe? Was hast Du gelernt? Wie viel Künste verstehst Du?" "Ich verstehe nur eine einzige", antwortete bescheiden die Katze. "Was ist das für eine Kunst?", fragte der Fuchs. "So die Hunde hinter mir her sind, kann ich auf einen Baum springen und mich retten." - "Ist das alles?" sagte der Fuchs, "ich bin Herr über hundert Künste und habe überdies noch einen Sack voll Listen. Du armes Tier, komm mit mir, ich will dich lehren, wie man den Hunden entgeht."

Indem kam ein Jäger mit vier Hunden daher. Die Katze sprang behänd auf einen Baum und setzte sich in den Gipfel, wo Äste und Laubwerk sie völlig verbargen. "Bindet den Sack auf, Herr Fuchs, bindet den Sack auf", rief ihm die Katze zu, aber die Hunde hatten ihn schon gepackt und hielten ihn fest. "Ei, Herr Fuchs", rief die Katze, "Ihr bleibt mit Eueren hundert Künsten stecken. Hättet Ihr herauf kriechen können wie ich, so wär's nicht um Euer Leben geschehen!"

Aus dem Buch Kinder- und Hausmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm





3:56 Minuten

Samstag, 20. Juli 2019

Zum Wochenende ein Sage aus der Pfalz ....


Das Ritterfräulein und der junge Schäfer

Vor langer Zeit wohnte auf dem Wilensteiner Schloss ein schönes Burgfräulein. Eines Tages erschien dort der Schäfer vom Aschbacherhof mit seinen Schafen unterhalb der Burg. Er war ein hübscher junger Mann und nach seinen Manieren zu urteilen konnte er nicht immer ein Schäfer gewesen sein.

Das junge Fräulein fand eines Tages den Schäfer schlafend bei seiner Herde vor. Als er erwachte und die Jungfrau erblickte, verliebten sich beide ineinander. Von nun an sahen sie sich jeden Tag. Hier im tiefen Pfälzerwald sah ihnen niemand beim Liebesspiele zu. Auf der Burg aber wies die Schöne alle Freier ab, ohne ihrem Vater den wahren Grund zu nennen. Dieser wollte sie mit dem reichen Ritter Siegbert vermählen. Nach dem Verspruchsfest im Herbst ritt der Ritter wieder zu seiner Burg zurück; im nächsten Frühjahr sollte die Hochzeit stattfinden.

Das Fräulein durfte von nun an den Schäfer nicht mehr sehen. Jeden Abend ertönte der Klang der Hirtenflöte vom Tal hoch hinauf auf die Burg, so das sie es hören konnte. Als es langsam in den Winter hineinging, vertönte auch der Klang der Hirtenflöte. Die Braut suchte nach einem Vorwand, den Geliebten wieder sehen zu dürfen. Sie bat ihren Vater zu dem im Karlstal hausenden mönchischen Klausner zur Beichte gehen zu dürfen. Auf ihrem Gang dorthin schritt sie über die Wiesen, über die sie im Sommer zu zweien geschritten waren, auf der Suche nach dem Geliebten. Sie traf die Herde aber mit einem anderen Schäfer. Von ihm erfuhr sie das sein Vorgänger nicht mehr am Leben sei, denn vor Gram sei ihm das Herz gebrochen.

Unglücklich lief das Fräulein zum Klausner um bei ihm Trost zu suchen. Dieser hörte ihr zu und weinte mit ihr. Auf dem Heimweg aber ertrank das Fräulein von Flersheim im Mühlenweiher. Der Vater erfuhr nun die ganze Liebesgeschichte seiner Tochter vom Klausner. Er ließ im Tal des Aschbachs eine Kirche erbauen zum Gedächtnis der beiden Liebenden. Tochter und Schäfer wurden in der Kirche zu Aschbach begraben. In einem Stein am Turm ließ er zum Andenken an  beide eine Flöte und einen Hirtenstab einmeißeln. Die Kirche am Aschbacherhof ist lang schon zerfallen, doch der Turm steht noch und Hirtenstab und Flöte kann man heute noch dort bewundern. Doch auch im Karlstal bei Trippstadt findet sich bei der alten Höhle des Klausners eine Inschrift auf der wir lesen können:
dis kreitz bekundt vom willenstein
dem burgher wel gott gnad verleihn
umb seines töchterleins fruen tod
hie in der flut aus selennot.
zu aschbach iz und gleich im grab
rhut rittersbraut bei hirtenknab.
der klausner wult es gar verhüten
hät t basz gefruchtet sein fürbitten.
die büszer, wandrer, gott befehl
gleich sunst all ellent, pilgersel.

Geschrieben von Hans Wagner



5:29 Minuten

Samstag, 13. Juli 2019

Eine Metapher ....

zum Wochenende!


Der alte Straßenkehrer Beppo verrät seiner Freundin Momo sein Geheimnis. Das ist so:

„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt.

Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?

Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.

Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.“

Michael Ende

Freitag, 28. Juni 2019

Durchatmen ....


konnte man heute, denn es war im Verhältnis zu den letzten Tagen angenehm kühl. Eine kurze Verschnaufpause, dann soll es wieder richtig heiß werden. Lassen wir uns mal überraschen!

Ich habe eine kleine Geschichte für Euch heraus gesucht. Ich hoffe, sie gefällt Euch.

Der Bär, der vom Affen eine Goldkette haben wollte.

Als der Bär einmal dem Fuchs begegnete, trug dieser um den Hals eine Goldkette.

»Wo hast du die Goldkette her?« fragte der Bär.

»Ich habe sie vom Affen bekommen«, sagte der Fuchs, »das war ein netter Kerl.«

Ja, wenn er wüsste, dass er so eine bekommen könnte, würde er auch zum Affen gehen, sagte der Bär.

»Du würdest sie auf der Stelle bekommen«, meinte der Fuchs, »nur musst du mit der Wahrheit sparsam sein.«

Ja, das versprach der Bär und zottelte in den Wald hinein zum Affen.

»Findest du nicht, dass ich schön bin?« fragte der Affe.

»Fürwahr, du bist doch nicht schön«, sagte der Bär. »Ich finde, dass du hässlich bist.«

»Aber findest du nicht, dass ich eine schöne Frau habe?«, sagte der Affe und zeigte ihm das Affenweibchen.

»Fürwahr, sie ist doch nicht schön«, sagte der Bär. »Ich finde, dass sie abscheulich hässlich ist.«

»Aber habe ich nicht schöne Kinder?«, fragte der Affe und zeigte die Äffchen.

»Fürwahr, sie sind doch nicht schön«, sagte der Bär. »Ich glaube, ich habe noch nie so hässliche Kinder gesehen«, meinte er.

Doch da sprang ihm der Affe direkt ins Gesicht und zerkratzte es ganz grässlich, so dass der Bär froh war, als er sich nach Hause trollen konnte. Unterwegs traf er den Fuchs.

»Wo bist du denn gewesen?«, fragte der Fuchs. »Du siehst ja zum Fürchten aus.«

»Ich war beim Affen«, sagte der Bär. »Das ist ein rechter Schurke! Er ist über mich hergefallen und hat mir beinahe meine Haartracht ausgerissen.«

»Ja aber, hat er dich denn nicht gefragt, ob er schön sei?«, fragte der Fuchs.

»Ich fand, dass er hässlich ist«, sagte der Bär.

»Ja aber, zeigte er dir nicht seine Frau«, wollte der Fuchs wissen. »Fragte er nicht, ob sie schön sei?«

»Ich habe gesagt, dass ich sie abscheulich hässlich finde«, sagte der Bär.

»Ja aber, zeigte er dir nicht seine Kinder?« fragte der Fuchs. »Hast du nicht gesagt, dass sie schön sind?«

»Ich habe gesagt, wie es ist«, antwortete der Bär, »dass ich niemals hässlichere Kinder gesehen habe.«

»Ich habe dir doch gesagt, du sollst mit der Wahrheit sparsam sein«, sprach der Fuchs. »Hättest du das getan, so hättest du eine Goldkette erhalten, du ebenso wie ich.«

Eine Fabel aus Norwegen




1:08 Minuten

Donnerstag, 13. Juni 2019

Die dankbaren Tiere ....


Es reiste einst ein Pilger über Land, der kam auf seinem Wege durch den Wald an eine Wolfsgrube und nahm wahr, dass etwas Lebendiges darin sei. Und wie er hinunterblickte, sah er darin einen Menschen, der war ein Goldschmied, und bei ihm war ein Affe, eine Schlange und eine große Natter. Die waren alle unversehens in die Grube gefallen.

Da dachte der Pilger bei sich: Übe Barmherzigkeit mit den Elenden und hilf den Menschen von seinen Feinden. Da warf er ein Seil in die Grube und hielt das eine Ende fest in der Hand, willens, den Goldschmied heraufzuziehen, schnell sprang aber der Affe herzu, kletterte herauf und sprang aus der Grube. Zum zweiten Mal warf der Pilger das Seil hinab, da ringelte sich die Natter daran empor. Und zum dritten Mal erfasste die Schlange das Seil und kam auch zutage.

Diese drei Tiere dankten dem Pilger für seine Güte und sprachen zu ihm: "Was du uns Gutes getan, das wollen wir dir wieder zu vergelten suchen, und wann dich dein Weg in unsere Nähe trägt, so magst du auf uns rechnen, dass wir nach Kräften dir zu Diensten sind; sei aber treulich gewarnt vor dem Menschen da drunten, denn nichts, was da lebt, ist so undankbar, wie er. Dieses haben wir erfahren und sagen es dir an, dass du weißt, dich zu verhalten. "

Damit schieden die drei Tiere von dem Pilger, dieser aber gedachte an seine Pflicht, dass dem Menschen zieme, dem Menschen zu helfen, und er warf das Seil wiederum in die Grube und zog den Goldschmied heraus. Dieser bedankte sich mit vielen Worten für die Gnade und Barmherzigkeit, die der Pilger an ihm getan. Er bat, ihn ja in der Königsresidenz, wo er wohne, zu besuchen und verließ ihn.

Auf seinem weiteren Weg kam der Pilger in die Nähe der Residenz und an den Ort, wo der Affe, die Natter und die Schlange wohnten. Die freuten sich, und der Affe brachte ihm, der sehr ermattet war, Obst und süße Feigen, die Natter zeigte ihm eine kühle, angenehme Grotte, wo er ruhen und rasten konnte, und legte sich davor und bewachte seinen Schlaf, denn niemand wagte sich dorthin, wo die große Natter lag.

Die Schlange aber schlüpfte in die Königsburg und stahl dort einige goldene Kleinode, die gab sie dem Pilger zur Verehrung, sagte ihm aber nicht, woher sie die selben hatte. Als dieser von den Tieren aufbrach, ging er in die Königsstadt und suchte den Goldschmied auf, dem zeigte er die Kleinode und bot sie ihm zum Kauf an.

Der Goldschmied sah, dass sie des Königs Eigentum waren, schwieg still, ging zum König und zeigte an, dass er den Dieb dieser Kleinode in seinem Haus gefangen habe. Dafür empfing er eine stattliche Belohnung, und der König sandte seine Häscher, die fingen den Pilger, schlugen ihn, führten ihn durch die Straßen und hinaus zum Galgen, um ihn zu henken.

Da gedachte der alte Mann auf dem Wege an die Warnung der Tiere und seufzte laut: "O hätte ich euren Rat befolgt, ihr getreuen Tiere, so wäre diese Trübsal mir nicht beschieden worden! "

Nun hatte die Schlange just ihre Wohnung an dem Weg, der zum Hochgericht führte, und hörte die Klagerede des unschuldigen Mannes, an dessen Unglück sie mit schuld war und betrübte sich und dachte darauf, wie sie ihm helfen könne.

Da nun der Königssohn, ein junger Knabe, auch des Weges geführt wurde, damit er des Diebes Strafe zusehe, kroch sie hin und biss ihn in das Bein, dass es bald aufschwoll. Da blieb alles Volk erschrocken stehen und man sandte eiligst nach Ärzten und nach Astrologen die helfen sollten.

Die Ärzte brachten Theriak herbei, eine Arznei, die gepriesen war gegen den Schlangenbiss, er half jedoch nichts. Die Astrologen aber lasen in den Sternen, dass der zum Tode geführte Pilger unschuldig war, und der Königsknabe rief selbst mit heller Stimme: "Bringt mir den Mann her, dass er seine Hand auf meine Wunde und mein Geschwulst lege, so werde ich heil sein! "

Da wurde der Pilger vor den König geführt, der fragte nach seinem Schicksal, und der Pilger erzählte dem König alles treulich, von den guten dankbaren Tieren und dem schändlichen Undank des Goldschmieds, den er vom Tod errettet. Und dann hob er Hände und Augen zum Himmel und flehte: "O allmächtiger Gott, so wahr es ist, dass ich unschuldig bin an dem Diebstahl, so wahr wird meine Hand diesen Menschen heilen!" -

Und da wurde von Stund an der Königssohn gesund. Als das der König sah, wurde sein Herz froh und freudvoll. Er ehrte den Pilger mit köstlichen Gaben, ließ ihm auch alle Kleinode, um derentwillen der Pilger Todesangst ausgestanden hatte, und ließ den Goldschmied auf der Stelle henken, zur Strafe seines großen Undanks.

Ludwig Bechstein




2:01 Minuten

Dienstag, 11. Juni 2019

Von der Stadtmaus und der Feldmaus ....


Eine Stadtmaus ging spazieren und kam zu einer Feldmaus. Die tat sich gütlich an Eicheln, Gersten, Nüssen und woran sie konnte.

Aber die Stadtmaus sprach: »Was willst du hier in Armut leben! Komm mit mir, ich will dir und mir genug schaffen von allerlei köstlicher Speise.«

Die Feldmaus zog mit ihr hin in ein herrlich schönes Haus, darin die Stadtmaus wohnte, und sie gingen in die Kammern, die voll waren von Fleisch, Speck, Würsten, Brot, Käse und allem. Da sprach die Stadtmaus: »Nun iss und sei guter Dinge. Solcher Speise habe ich täglich im Überfluss.«

Da kam der Kellner und rumpelte mit den Schlüsseln an der Tür. Die Mäuse erschraken und liefen davon. Die Stadtmaus fand bald ihr Loch, aber die Feldmaus wusste nirgends hin, lief die Wand auf und ab und gab schon ihr Leben verloren.

Da der Kellner wieder hinaus war, sprach die Stadtmaus: »Es hat nun keine Not, lass uns guter Dinge sein.«

Die Feldmaus antwortete: »Du hast gut reden, du wusstest dein Loch fein zu treffen, derweil bin ich schier vor Angst gestorben. Ich will dir sagen, was meine Meinung ist: bleib du eine Stadtmaus und friss Würste und Speck, ich will ein armes Feldmäuslein bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen Augenblick sicher vor dem Kellner, vor den Katzen, vor so vielen Mäusefallen, und das ganze Haus ist dir feind. Von alldem bin ich frei und bin sicher in meinem armen Feldlöchlein.«

Wer reich ist, hat viel Sorge.

Martin Luther  





1:51 Minuten

Montag, 10. Juni 2019

Schönen Pfingstmontag ....


wünsche ich Euch allen, da draußen in der weiten Welt.

Ich habe heute eine Metapher für Euch heraus gesucht, die Euch hoffentlich gefällt.

Eines Tages besucht ein Hund den Tempel der tausend Spiegel. Er steigt die hohen Stufen hinauf, betritt den Tempel, schaut in die tausend Spiegel, sieht tausend Hunde, bekommt Angst und knurrt. Mit gekniffenem Schwanz verlässt er den Tempel in dem Bewusstsein, die Welt ist voller böser Hunde.

Kurze Zeit später kommt ein anderer Hund in den gleichen Tempel. Auch er steigt die Stufen empor, geht durch die Tür und betritt den Tempel der tausend Spiegel. Er sieht in den Spiegeln tausend andere Hunde, freut sich darüber und wedelt mit dem Schwanz. Tausend Hunde freuen sich mit ihm und wedeln zurück. Dieser Hund verlässt den Tempel in dem Bewusstsein, die Welt ist voller freundlicher Hunde.

Aus Indien

Freitag, 24. Mai 2019

Das Geldgeschenk ....


Man bot einem berühmten Weisen ein Summe an Geld als großzügiges Geschenk an.
Der alte Weise aber sagte: "Ich brauche Euer Geld nicht. Ich habe doch selbst schon eine Münze." Die anderen schauten erschrocken und betroffen.

Einer von ihnen sagte dann: "Aber Herr, die Münze ist doch nicht viel wert – wie lange soll sie vorhalten?" Der Alte sprach: "Wenn du mir garantieren kannst, dass ich länger lebe, als meine Münze vorhält, so will ich dein Geschenk annehmen."

Verfasser unbekannt




3:33 Minuten

Mittwoch, 22. Mai 2019

Das Lob der Wirklichkeit ....


In Purpur, die Krone auf dem Haupt, mit Apfel und Zepter in der Hand, schritt die Majestät die Stufen der Treppe hinab. Am Fuße der Treppe jubelte die unüberschaubare Menge, in Erwartung seiner Majestät. Da trat er unvorsichtigerweise auf einen Zipfel des Hermelins und fühlte, dass er sogleich, wer weiß wie viele Stufen hinab stürzen würde.             
In diesem Augenblick erwachte er und merkte, dass ihm nur ein Bein aus dem Bett gefallen war und sich in dem Zipfel der Decke verwickelt hatte. Er setzte sich, beide Füße auf dem Boden - besser gesagt auf dem Bettvorleger - und atmete auf. So hart, wie man sie träumt, ist die Wirklichkeit eigentlich nie.

Verfasser unbekannt



4:08 Minuten

Freitag, 17. Mai 2019

Des Meisters letzte Frage ....


Der junge Mann hatte schon viel gelernt, er war auf den angesehendsten Schulen, hatte verschiedene Meister besucht und unterschiedliche Lehren studiert. Da hörte er eines Tages von dem alten Meister hoch oben im Gebirge. Also beschloss er dorthin zu gehen.

Er packte seine sieben Sachen, verabschiedete sich, und ging früh am Morgen los. Er ging den ganzen Tag und die ganze Nacht. Früh am Morgen kam er an. Der Meister saß vor seiner Höhle, er lächelte und er trank Tee. Der junge Mann setzte sich zu ihm, und erzählte, was er schon alles gelernt hatte. Nach geraumer Zeit schloss er mit der Frage: "Meister, kannst Du mich jetzt lehren?"

Dieser lächelte, wartete einen Moment, und antwortete: "Geh zurück nach Hause, und komm in einem Monat wieder." Den gesamten Rückweg fragte sich der junge Mann, was er falsch gemacht haben könnte. Zuhause diskutierte er das weiter, mit Freunden, Lehrern, jedem den er gerade traf. Nach einem Monat ging er wieder hoch in die Berge zum Meister. Er ging den ganzen Tag und die ganze Nacht. Früh am Morgen kam er an. Der Meister saß vor seiner Höhle, er lächelte und er trank Tee. Der junge Mann setzte sich zu ihm, und erzählte, was er glaubte, beim letzten Male falsch gemacht zu haben. Nach geraumer Zeit schloss er erneut mit der Frage: "Meister, kannst Du mich jetzt lehren?" Dieser lächelte, wartete einen Moment, und antwortete: "Geh zurück nach Hause, und komm in einem Monat wieder."

So gingen mehrere Monate ins Land. Eines Morgens kam der junge Mann wieder vor der Höhle des Meisters an. Der Meister saß vor seiner Höhle, er lächelte und er trank Tee. Der junge Mann setzte sich zu ihm, lächelte, und schwieg.
Nach einer Zeit sagte der Meister: "Jetzt bist Du bereit. In ein volles Glas kann ich nichts füllen". -

Wieder gingen mehrere Monate ins Land. Eines Morgens sagte der Meister zu seinem Schüler: "Jetzt habe ich nur noch eine Frage, wenn Du die Antwort weißt, kann ich Dich nichts mehr lehren...

Wenn Du ein Glas mit Wasser trinkst, was bleibt hinterher am Boden?"



7:58 Minuten

Sonntag, 28. April 2019

Einen guten Wochenstart ....

wünsche ich Euch in diese kurze Woche. Schließlich ist am Mittwoch schon wieder ein Feiertag, nämlich der 1. Mai, Tag der Arbeit. Macht Euch nicht zuviel Stress!


Hier habe ich noch eine kleine Geschichte für Euch!

Ein Indianer im Auto

Ein amerikanischer Geschäftsmann hatte sich einen flotten Sportwagen zugelegt und lud seinen Freund, einen Indianer zu einer Spritztour ein. Nachdem der Indianer eingestiegen war, fuhr der Geschäftsmann mit einem Kavalierstart los und brauste etliche Meilen mit irrer Geschwindigkeit über den Highway, ehe er auf einem kleinen Parkplatz zum Stehen kam.

Der Indianer stieg aus dem Wagen, ging auf die Straße und legte sich längs auf den Asphalt. "Was machst du da?", fragte der Geschäftsmann. Der Indianer erwiderte: "Ich warte, bis meine Seele nachgekommen ist. Über eure Fortschrittsgläubigkeit habt ihr Zivilisierten das Wichtigste im Menschen unbeachtet gelassen".

Verfasser unbekannt



3 Minuten

Donnerstag, 18. April 2019

Eine kurze Geschichte ....

man könnte aber auch Metapher sagen.


Der Arme und das Glück

Ein armer Mann, verseh'n zum Graben, wollt' jetzt ein besser Schicksal haben und rief das Glück um Beistand an.

Das Glück erhörte sein Verlangen.

Er fand, indem er grub, zwei starke gold'ne Stangen; allein der ungeschickte Mann sah sie für altes Messing an und gab für wenig Geld den Reichtum aus den Händen, fuhr fort und bat das Glück, doch mehr ihm zuzuwenden.

»O Tor!« rief ihm die Gottheit zu, »was quälst du mich, dich zu beglücken? Wer wäre glücklicher als du, wenn du gewusst, dich in dein Glück zu schicken?«

Du wünschest dir mit Angst ein Glück und klagst, dass dir noch keins erschienen. Klag' nicht, es kömmt gewiss ein günst'ger Augenblick; allein, bitt' um Verstand, dich seiner zu bedienen, denn dieses ist das größte Glück.

Christian Fürchtegott Gellert    



1:17 Minuten