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Dienstag, 8. November 2022

Podoljakas Wochenrückblick auf den Ukraine-Krieg: Strom weg, zwei Skandale, Stabilisierung der Front

Eine Stabilisierung der Front scheint sich im Ukraine-Krieg einzustellen, hält Juri Podoljaka für die Kalenderwoche 44 vom 31. Oktober bis zum 06. November fest. Beide Seiten haben nur geringe Erfolge vorzuweisen – und hatten kaum Möglichkeiten für ernstzunehmende Offensivhandlungen. Eine Ausnahme bilde nur der Frontabschnitt Cherson – doch auch hier hat man nur mit einem Potenzial zu tun.

Dieses allerdings dürfte sich innerhalb weniger Tage in einer Generalschlacht entladen, sagt Podoljaka voraus. Die russischen Lenkflugkörperangriffe auf die ukrainische Stromversorgung bilden eine weitere Ausnahme aus obiger Tendenz: Waren in der Ukraine lediglich planmäßige Stromabschaltungen an der Tagesordnung, die ebenso dem Stromsparen wie dem Vermeiden einer Überlastung der Netzkapazitäten dienten, so sind seit der nunmehr vergangenen Woche häufige Notabschaltungen ganzer Stadtbezirke und Landkreise die neue Realität der Ukraine. Des Weiteren geht Podoljaka auf zwei Skandale ein, die mit der Lage der russischen Truppen an der Front zu tun haben.

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf YouTube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden.

Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen. 

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst. 

 

Montag, 7. November 2022

“Ein deutsch-russisches Bündnis soll mit aller Macht verhindert werden“

Andreas von Bülow über geopolitische Entwicklungen

Das primäre Ziel US-amerikanischer Außenpolitik sei es, einen Keil in die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland zu treiben, um somit die eigene globale Vormachtstellung zu festigen. Dies sagte einst George Friedman, Gründer und Leiter der einflussreichen US-amerikanischen Denkfabrik Stratfor. Gegenwärtig könnte man zur Auffassung kommen, dass im Zuge des Ukraine-Krieges genau diese Strategie zur Anwendung kommt. “Es war schon immer im Interesse der USA, ein eurasisches Bündnis zu verhindern“, sagt der ehemalige SPD-Politiker Andreas von Bülow im Interview. Die NATO-Staaten seien ihrer Selbstverpflichtung, sich “keinen Zentimeter“ Richtung Russland auszudehnen, nicht nachgekommen, weshalb es nun zum Krieg in der Ukraine gekommen sei.

Von Bülow appelliert im Gespräch an eine Rückbesinnung einer friedlichen Außenpolitik, wie sie damals beispielsweise unter Willy Brandt betrieben wurde und die in seiner Konsequenz zur Wiedervereinigung Deutschlands geführt habe. Es müsse gegenwärtig das alte demokratische Prinzip “audiatur et altera pars“, das Anhören beider Seiten, wiederbelebt werden, um nicht wie ein “Schlafwandler“ in einen dritten Weltkrieg zu taumeln.  

 

Immer mehr wollen "Ami go home"

DerTag vom 2. November 2022: Immer mehr wollen "Ami go home": Am Samstag demonstrierten über 1.000 Menschen in Berlin für "Frieden jetzt!", vor allem mobilisiert vom Demokratischen Widerstand, dem Portal "Rubikon" und den Freien Linken.