Droht der Nahe Osten zum Pulverfass für den Dritten Weltkrieg zu werden? Nach dem israelischen Mordanschlag auf Hamas-Chef Ismail Haniyeh vergangenes Wochenende in der iranischen Hauptstadt Teheran ist der Iran nun unter Zugzwang. Der US-Analyst und ehemalige Waffeninspekteur der Vereinten Nationen, Scott Ritter, ist sicher: "Die Reaktion des Irans wird überwältigend sein. Sie wird darauf ausgelegt sein, israelische Ziele zu treffen. [...] Der Iran wird Israel selbst angreifen."
Dieser Angriff könnte dann wiederum eine Gegenreaktion Israels oder sogar der USA provozieren. Ritter warnt: "Ich denke, wir sehen das Potenzial für einen allgemeinen Krieg zwischen dem Iran und Israel, einen Krieg existenzieller Natur, was bedeutet, dass dies nicht nur ein Schlagabtausch sein wird."
Laut Ritters Analyse hat der Iran eigentlich kein Interesse an einer derartigen Eskalation, er muss aber geopolitisch sein Gesicht wahren. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hingegen braucht den Krieg: "Netanjahu kann nur an der Macht bleiben, wenn sich Israel weiterhin in einem ständigen Konfliktzustand befindet. [...] Er ist bereit, die Sicherheit und die künftige Existenz Israels buchstäblich aufs Spiel zu setzen, um sein politisches Erbe zu bewahren."
Doch längst droht die Eskalation über den Nahen Osten hinauszuwachsen. Die USA stehen fest an der Seite Israels und werden dessen Verteidigung übernehmen. Doch Russland steht an der iranischen Seite. Unmittelbar nach dem israelischen Anschlag reiste der Sekretär des russischen Sicherheitsrates und ehemalige Verteidigungsminister Sergei Schoigu nach Teheran, um sich mit dem neu gewählten iranischen Präsidenten Massud Peseschkian zu beraten. Seitdem flogen zahlreiche russische Militärmaschinen in den Iran. Ritter argumentiert, dass "einige der von Russland bereitgestellten Ausrüstungen sehr hochwertige und komplizierte Technik beinhaltet". Bedeutet das, dass "diese Ausrüstung von russischen Technikern, von russischen Soldaten bedient werden muss, was bedeutet, dass Russland nun militärische Fähigkeiten auf iranischem Boden einsetzt?"
In dem Fall warnt Ritter vor den gravierenden Konsequenzen eines israelischen oder gar US-amerikanischen Angriffs auf den Iran: "Möglicherweise wird Israel am Ende Ziele im Iran angreifen, in denen russisches Militärpersonal stationiert ist, wobei Russen getötet oder verwundet werden, was Russland veranlassen wird, sich einzumischen. Und das hat das Potenzial, die Vereinigten Staaten einzubeziehen. Und wir könnten in naher Zukunft sehr wohl einen Dritten Weltkrieg im Nahen Osten erleben."
