Der ukrainische Vorstoß in die russische Region Kursk elektrisiert den Westen: Kann die Ukraine damit eine Wende im Krieg schaffen? Der US-Militärexperte und ehemalige Waffeninspekteur der Vereinten Nationen, Scott Ritter, dämpft jedoch jegliche Erwartungen des NATO-Westens: "Offensichtlich hat die ukrainische Regierung in Zusammenarbeit mit den NATO-Verbündeten eine Schwachstelle in der russischen Verteidigung ausgemacht und aus politischen Gründen beschlossen, dass es eine gute Idee ist, in Russland einzufallen. Vielleicht sollten sie in den Geschichtsbüchern nachschlagen, denn ich kann in der Geschichte Russlands keinen einzigen Fall finden, in dem eine Invasion Russlands eine gute Idee war."
Ritter zitiert den tschetschenischen General Apti Alaudinov, der die Kämpfe in Kursk als "Entscheidungsschlacht" des Ukraine-Kriegs tituliert. Während die Ukraine, ihre letzten Reserven für den medienwirksamen Vorstoß in Richtung Kursk opfert, kann Russland weitreichende Geländegewinne im Donbass verzeichnen: "Letztendlich wird die Ukraine nicht nur in Kursk besiegt werden, sondern die Niederlage der ukrainischen Streitkräfte in Donezk und in den neuen russischen Gebieten wird ebenfalls fortgesetzt."
Der NATO-Westen dementiert lautstark, in die ukrainische Planung des Angriffes auf Kursk eingeweiht gewesen zu sein. Berichte von ukrainischen Kriegsgefangenen besagen jedoch etwas anderes: Längst findet die ukrainische Kommunikation auf Englisch statt und ausländische Söldner aus dem Westen sind tonangebend. Ritter argumentiert: "Dies ist eine NATO-Invasion in Russland, die von der NATO geplant, von der NATO organisiert und von der NATO geleitet wird. Dies ist ein Einmarsch der NATO in Russland."
Russland allein wird laut Ritter entscheiden, wie es mit der neuen Situation umgeht. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte bereits Anfang der Woche verdeutlicht, dass sich mit den ukrainischen Gräueltaten gegen die russische Zivilbevölkerung die Tür für Friedensverhandlungen geschlossen habe. Wird Russland nun die militärische Entscheidung suchen? Ritter analysiert: "All die Erklärungen von Wladimir Putin, dass Russland die russische Bevölkerung vor der Ukraine schützen muss, bedeuten, dass es um Odessa und Charkow geht. Und jetzt Sumy, Nikolajew, Dnipropetrowsk. Diese Gebiete werden nicht zur Ukraine gehören, wenn dieser Konflikt vorbei ist. Sie werden zu Russland gehören. Das ist die Folgerung."
Ritter sieht starke Anzeichen dafür, dass der Ukraine-Krieg bis Ende des Jahres mit einem russischen Sieg enden könnte: "Dieser Krieg wird enden, wenn Russland einer besiegten Ukraine und einem besiegten Westen die Bedingungen für eine bedingungslose Kapitulation diktiert."