"Es ist ein sehr gefährliches Spiel" – so charakterisiert der US-Analyst und ehemalige UN-Waffeninspekteur, Scott Ritter, die Politik des Westens zur zunehmenden Eskalation mit Russland. Während der vom Westen organisierte Überfall ukrainischer Streitkräfte in die russische Region Kursk mittlerweile eingedämmt scheint, planen Kiew und die NATO bereits weitere Schritte. So gab der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij an, sein Land produziere eigene ballistische Raketen mit denen bald russische Städte ins Visier genommen werden sollen. Ritter zweifelt an, ob die Ukraine diese wirklich selbst produziert: "Das Fehlen eines erkennbaren Testprogramms deutet darauf hin, dass das, was auch immer die Ukrainer bauen, anderswo entworfen und getestet wurde und dass die Ukrainer diese Raketen einfach entweder zusammenbauen oder diese Raketen erhalten. [...] Ich glaube, wenn man eine technische Bewertung dieser Rakete vornimmt, wird man letztendlich feststellen, dass sie anderswo entwickelt wurde. Da fällt mir Deutschland ein, England, Frankreich …".
Auch eine Freigabe, die westlichen Raketen auf russische Städte zu richten, scheint nun in greifbare Nähe zu rücken für die Ukraine. Als Reaktion überarbeitet Russland derzeit seine Nukleardoktrin. Ritter analysiert: "Ich glaube, dass derzeit viele in den Vereinigten Staaten, auch in der Biden-Regierung, auf höchster Ebene glauben, dass Russland blufft, dass Russland keine Atomwaffen einsetzen wird. Und selbst wenn sie es täten, wäre es auf Europa beschränkt. Und das ist etwas, womit die Vereinigten Staaten leicht fertig werden könnten." Doch die Überarbeitung der russischen Nukleardoktrin wird explizit auch die USA einbeziehen: "Sie werden ihre Nukleardoktrin neu überdenken, um sicherzustellen, dass jeder Nuklearkonflikt zwischen der NATO und Russland nicht auf Europa beschränkt bleibt, sondern automatisch die Vereinigten Staaten mit einbezieht, in der Hoffnung, dass die Vereinigten Staaten durch die Unvermeidbarkeit eines globalen Atomkriegs abgeschreckt werden und vielleicht ihre politische Richtung ändern."
Ritter zweifelt jedoch an, dass sich Vernunft in Washington ausbreiten werde: "Ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten auf eine direkte Bedrohung dieser Art durch Russland reagieren würden, was bedeutet, dass wir, wenn wir nicht aufpassen, in nicht allzu ferner Zukunft wahrscheinlich Aktionen der Vereinigten Staaten, Europas und der NATO erleben werden, die eine russische nukleare Antwort auslösen werden." Und dann steht die Welt in Flammen.
Außerdem sprachen wir mit Scott Ritter über die Verhaftung von Telegram-Chef Pavel Durov, über den Zustand der Meinungsfreiheit in der EU und den USA, über den Wechsel des US-Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy in das Lager vom Republikaner Donald Trump, über angebliche ukrainische Terrorunterstützung in Afrika, sowie über die fragile Lage im Nahen Osten zwischen Israel und Hisbollah. Ritter resümiert: "Niemand will zur Zeit einen Krieg. Wenn Israel in einen großen Krieg mit dem Iran verwickelt würde, würden die globalen Energiemärkte zusammenbrechen, wären am Rande des Zusammenbruchs, der Preis für Öl und Gas würde durch die Decke gehen. Es würde eine globale wirtschaftliche Katastrophe geben, und das könnte viele schlechte Wünsche gegenüber dem Staat Israel hervorrufen. [...] Und so scheinen alle Parteien an einem kontrollierten Eskalationsmanagement zu arbeiten und insbesondere eine überstürzte Eskalation zu vermeiden, die zu einem allgemeinen Krieg führt."