"Kursk ist eine große Blamage für Russland" – das betont der US-Analyst und ehemalige Waffeninspekteur der Vereinten Nationen, Scott Ritter, im Interview mit GEGENPOL: "Ich verstehe nicht, wie Russland so etwas zulassen konnte. Ich verstehe nicht, warum dieser Einmarsch in Kursk immer noch stattfindet, warum so viel russisches Territorium immer noch von den Ukrainern besetzt ist. [...] Für eine Supermacht, und Russland ist eine Supermacht oder erweckt zumindest den Anschein eine Supermacht zu sein, ist dies inakzeptabel."
Ritter analysiert, dass der russische Präsident Wladimir Putin vor allem um ein gemäßigtes Eskalationsmanagement bemüht ist, während der Westen Russland permanent provoziert, um womöglich eine Überreaktion auszulösen. Das Ziel Putins und Russlands ist, das BRICS-Bündnis zu stärken und zu erweitern: "Das Letzte, was Russland meiner Meinung nach tun möchte, ist, die ganze Arbeit, die in Bezug auf die BRICS geleistet wurde, zu stören, indem es auf eine Eskalation durch die Ukraine überreagiert, weil die Ukraine amerikanische und NATO-Waffen einsetzt, um Langstreckenangriffe in Russland durchzuführen."
Ritter bringt auf den Punkt: "Die ganze Welt weiß, dass Wladimir Putin sich wegen der BRICS zurückhält. [Das BRICS-Gipfeltreffen] findet erst Ende Oktober statt, was der Ukraine sozusagen einen Freibrief gibt, bis Oktober extrem zu provozieren, in der Hoffnung, dass Wladimir Putin von seinem Eskalationsmanagement abweicht und einen überstürzten Schlag ausführt, der aus ukrainischer Sicht den Westen dazu ermutigt, der Ukraine noch mehr Unterstützung zukommen zu lassen. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Nationen beginnen, sich zurückzuziehen und sagen sie können nicht weiter unterstützen. Und außerdem soll BRICS gestört werden, was das strategische Ziel der Vereinigten Staaten ist."
Sollte es Russland aber gelingen, gestärkt aus dem BRICS-Gipfel herauszukommen, sieht Ritter keine Zukunft mehr für die Ukraine: "Der November könnte ein sehr, sehr gefährlicher Monat für die Ukraine, für den Westen, für Russland und für die gesamte Menschheit werden."