Von Wilfried Schuler
Nongqawuse war ein fünfzehnjähriges Mädchen vom Stamm der Xhosa in Südafrika. Sie hatte, wie die meisten Mädchen dort, keine Zöpfe. Asperger-Syndrom und Autismus wurde noch nicht diagnostiziert. Eine Ähnlichkeit mit heute lebenden jungen Mädchen besteht allerdings. Sie hatte nämlich auch ein Kassandra Syndrom.
Damals, vor über 150 Jahren, herrschten dort schlimme Zeiten. Die eingewanderten Weißen setzten den schon länger dort lebenden Völkern schwer zu. Aktuell litten die Xhosa unter einer Viehseuche, die möglicherweise eingeschleppt war. Die Lage war verzweifelt. Eines Tages wurde Nongqawuse zum Wasserholen an einen Teich geschickt. Dort erschienen ihr einige Geister, die ihr eine Botschaft verbunden mit Anweisungen übermittelten. Sie erzählte ihrem Onkel davon und die Xhosa machten sich daran all ihr Vieh zu töten.
Es gab so viele Kadaver, dass die Geier mit dem Fressen nicht nachkamen. Sie vernichteten ihre gesamten Vorräte und zerstörten ihr Küchengeschirr. Dann begannen sie auf die Auferstehung all ihrer historischen Helden zu warten, die die Weißen vertreiben würden. Aber diese kamen nicht. Auch die neuen gesunden Kühe kamen nicht. Und die Äcker füllten sich nicht über Nacht mit wunderbarem neuen Getreide. Nicht alle Stammesmitglieder glaubten die diffuse Botschaft. Diese Widerspenstigen wurden geächtet und ausgeschlossen, man schob ihnen die Schuld zu, als die Verheißung nicht eintrat. Wem fallen da nicht die Ungeimpften und die Querdenker ein? Wie hießen wohl die Montgomeries und die Lauterbäche der Xhosas?
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