"Amerika, herrscht! Das ist die Ausrichtung der sogenannten ‚regelbasierten Ordnung‘, die eine direkte Bedrohung für den Multilateralismus und den internationalen Frieden darstellt." – Mit diesen Worten prangerte der russische Außenminister Sergei Lawrow am 16. Juli vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York die US-Geopolitik an, die sich über internationale Regeln hinwegsetzt und versucht, die Welt zu ihren Gunsten nach dem dystopischen Vorbild aus George Orwells "Farm der Tiere" umzugestalten. In ihrem Streben nach globaler Macht bringe sie andere Länder – auch vermeintliche Verbündete – in ernste Gefahr:
"Die wichtigsten Bestandteile des Völkerrechts – die UN-Charta und die Resolutionen unseres Rates – werden vom kollektiven Westen auf perverse und selektive Weise interpretiert, je nachdem, welche Anweisungen aus dem Weißen Haus kommen. [...] Die ungezügelte Expansion der NATO, die trotz der Warnungen Moskaus jahrelang fortgesetzt wurde, hat auch die Ukraine-Krise ausgelöst, die mit dem von Washington organisierten Staatsstreich im Februar 2014 begann."
Angesichts eines aggressiver agierenden Westens unter US-Führung warnte Lawrow vor der Gefahr eines Dritten Weltkrieges, der in Washington offenbar als hinnehmbares Übel angesehen werde, da er vor allem auf Kosten des europäischen Kontinents ausgetragen würde. Insbesondere Deutschland werde damit offen gedemütigt. So würden nicht nur die von den USA diktierten Zwangsmaßnahmen gegen Russland vor allem Europa schaden, sondern in Washington schrecke auch vor Terrorismus gegen Verbündete nicht mehr zurück: "Washington hat alles getan, um die Grundlagen der für beide Seiten vorteilhaften Energiezusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland und Europa insgesamt zu zerstören (auch buchstäblich durch die Organisation von Terroranschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines). Berlin hat damals geschwiegen. Heute erleben wir eine weitere Demütigung Deutschlands, dessen Regierung der Entscheidung der USA, bodengestützte Mittelstreckenraketen auf deutschem Territorium zu stationieren, bedingungslos gehorcht hat."
In Reaktion auf Aussagen aus dem Weißen Haus, dass ein Dritter Weltkrieg vor allem für Europa schreckliche Folgen hätte, warnte der russische Spitzen-Diplomat die Strategen in Washington sowie die US-Verbündeten in Europa: "Washington ist also davon überzeugt, dass nicht die USA unter einem neuen Weltkrieg leiden würden, sondern ihre europäischen Verbündeten. Wenn die Strategie der Biden-Regierung auf einer solchen Analyse beruht, dann ist das eine äußerst gefährliche Fehleinschätzung. Natürlich müssen sich die Europäer der selbstzerstörerischen Rolle bewusst sein, in die sie gedrängt werden."
Lawrow ist sich sicher: Um das Blatt der Geschichte umzudrehen, sei es dringend nötig, den USA ihre Macht zu entziehen und diese gerecht zu verteilen, um eine multipolare und faire Welt zu erschaffen. Dazu schlug der russische Außenminister vier konkrete Schritte vor, darunter eine grundlegende Reform der internationalen Institutionen wie die Vereinten Nationen sowie im finanzpolitischen Bereich eine schrittweise Entdollarisierung.
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