"Das US-Militär ist heute nicht mehr in der Lage, irgendwo auf der Welt einen einzigen Krieg gegen einen gleichwertigen Gegner zu führen und zu gewinnen." – So resümiert Scott Ritter, ehemaliger US-Geheimdienstanalyst und Waffeninspekteur der Vereinten Nationen, seine Analyse über den aktuellen Zustand des US-Militärapparats.
In diesem Zusammenschnitt aus exklusiven GEGENPOL-Interviews aus den vergangenen Monaten geht Ritter immer wieder auf die Frage des Abstiegs der USA als alleinige Weltmacht ein, er analysiert die Hintergründe, warum die globale Militärdominanz der USA unwiderruflich beendet ist: "Wir sind eine leere Hülle. Die militärische Macht, die wir heute haben, schafft diese dünne Kruste der Präsenz in der Welt. Aber unter dieser Kruste ist nichts mehr, wenn man sie durchbohrt. Es ist, als würde man ein leeres Ei durchbohren. Das Ei fällt in sich zusammen. Und genau das erleben wir gerade."
In das Vakuum des globalen Abstiegs der USA schlüpfen nun andere Mächte – die multipolare Weltordnung entfaltet sich. Das zeigt sich laut Ritter auch im militärischen Bereich: "Russland und China haben sich auf die Möglichkeit eines Konflikts vorbereitet. Ihre Militärs begannen also, wieder groß angelegte Bodenkämpfe in Europa oder große Seeoperationen im Pazifik zu trainieren. Und so bereiten sie sich darauf vor, was wir verlernt haben. Und als wir uns aus dem Nahen Osten zurückzogen, standen wir mit einem Militär da, das zu nichts mehr fähig war. Wir hatten eine Verteidigungsindustrie, die aufgehört hat, Waffen zu produzieren, die die Verteidigung Amerikas verbessern sollten, und stattdessen das gesamte Waffenbeschaffungssystem als eine riesige Geldmaschine betrachtet."
Und so habe sich das US-Militär völlig abhängig gemacht von Technologien, wie etwa der Satellitensteuerung. Seine globalen Widersacher können diese Abhängigkeit des gesamten Westens nun zum eigenen Vorteil ausnutzen: "Alles ist informationsgesteuert, technologiegesteuert, und wir brauchen die Satelliten, um diese Daten weiterzuleiten. Und wenn man die Satelliten eliminiert, können wir die Daten nicht weiterleiten. Wenn man die Daten nicht weiterleiten kann, können wir den Krieg nicht führen. [...] Die Lichter gehen aus und wir wissen nicht, wie wir im Dunkeln kämpfen sollen."
Auch die letzte Hoffnung Washingtons, die eigene Unerreichbarkeit durch geographische Abgeschiedenheit und einen angeblich unüberwindbaren Raketenabfangschirm gehören nun der Vergangenheit an. Das hat der Iran eindrucksvoll demonstriert: "Jetzt stehen wir wieder am Anfang: Sollten die Vereinigten Staaten jemals einen Präventivschlag starten, ist das Einzige, was garantiert ist, dass sie mit überwältigender Feuerkraft in Form von ballistischen Raketen getroffen werden, die die Vereinigten Staaten nicht abschießen können."
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