"Es ist schon verrückt, wie in den letzten zweieinhalb Jahren versucht wirde die Idee der Diplomatie und die Idee der Entspannungspolitik auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen." – Andrej Hunko (MdB) zeigt sich im Interview mit GEGENPOL entsetzt über den von der Bundesregierung eingeschlagenen außenpolitischen Kurs. Der BSW-Politiker und ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag hält der von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius ausgegebenen Parole der "Kriegstüchtigkeit" entgegen: "Das ist Wahnsinn. Ich finde es erschütternd, dass so ein Begriff "wir müssen kriegstüchtig werden", dass das so durchgeht, öffentlich. Ja, wir müssen friedenstüchtig werden. Wir müssen vor allen Dingen wieder diplomatietüchtig werden."
Statt auf Frieden und Völkerverständigung zu orientieren, setzt die Ampelkoalition auf Rüstung, Konfrontation und Eskalation – nicht nur gegenüber Russland, sondern auch gegenüber der Volksrepublik China, dem wichtigsten deutschen Handelspartner. Die Entsendung von Kriegsschiffen vor die chinesische Küste kommentiert Hunko: "Ich finde das alles erschüttert. Ich verstehe die Interessen der USA, dass sie Sorge haben, dass sie als dominante Weltmacht Nummer eins abgelöst werden. [...] Aber ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, dass Deutschland sich an solchen, an solchen Kurs mitmacht. Ich finde, da wäre sehr viel mehr Zurückhaltung oder überhaupt Zurückhaltung notwendig."
Die Folgen der aggressiven und transatlantisch ausgerichteten Außenpolitik bekommen die deutschen Bürger am eigenen Leib zu spüren: am Abstieg der deutschen Wirtschaft, an Inflation und Rezession.
"Wo steht Deutschland? Ganz klar ganz unten am Ende der OECD Staaten. Und das Sanktionsregime gegen Russland hat einen erheblichen Teil dazu beigetragen. Frau Baerbock hat gesagt, wir wollen Russland ruinieren. Ich habe eher den Eindruck, Deutschland wird ruiniert. Das ist eine völlige Überheblichkeit, die da zum Ausdruck kommt. Das geht einher mit einem völligen Unverständnis der geopolitischen Lage. Wir erleben einen wirklich einen Umbruch von einer unipolaren Welt zu einer multipolaren Welt an den Aufstieg der Staaten der von China und anderen. Und ausgerechnet in dieser Zeit klammert sich eine deutsche Regierung noch mal besonders stark an die USA und koste es, was es wolle. Anstatt sich ernsthaft mit diesem Umbruch zu beschäftigen."
Außerdem sprachen wir mit Andrej Hunko über seinen Wechsel von Die Linke zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), über die Möglichkeit die Gaspipeline NordStream wieder zu öffnen, über die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen, über die Wahlerfolge von BSW und AfD, sowie über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit der beiden Parteien. Hunko plädiert für eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Standpunkten der AfD. Das BSW schließt eine Koalition mit der AfD jedoch kategorisch aus: "Ein inhaltlicher Umgang heißt nicht, dass man einer Meinung ist oder gar eine Koalition bildet. Und da sehe ich schon riesen Unterschiede, auch zur AfD. Bei Themen, die jetzt nicht so eine große Rolle spielen. Aber da geht es vor allen Dingen um soziale und wirtschaftliche Themen."
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