"Wir befinden uns in einer historischen Periode. Wir haben es mit etwas zu tun, das Potenzial hat. Und ich glaube, dass sich dieses Potenzial als eines der wichtigsten Ereignisse dieser Ära erweisen wird." – So analysiert der US-Journalist und ehemalige UN-Waffeninspekteur Scott Ritter die Bedeutung des BRICS-Gipfeltreffens in Kasan.
"Ich denke, dass wir das Gleiche bei BRICS erleben werden. Was in Kasan herauskommt, ist eine Institutionalisierung und ein Fahrplan für das Potenzial der Dinge, die passieren können. Und dann werden sie auf dem Weg passieren. Aber ohne Kasan wären sie nicht zustande gekommen. Kasan wird also als eines der wichtigsten Treffen der Neuzeit in die Geschichte eingehen."
Ritter warnt aber vor zu hohen Erwartungen. Hauptziel der BRICS sei es, ihren Konsens beizubehalten – auch in der Frage der Entdollarisierung des Welthandels: "Ich glaube nicht, dass das Ziel der BRICS dieses Mal darin besteht, einen Ersatz zu finden. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, und ich glaube nicht, dass die BRICS schon so weit ist. Es gibt einfach noch zu viele Unwägbarkeiten. Aber was sie anstreben, ist vor allem, den Zweifel am Dollar zu säen."
"Wichtig ist aber, dass in Kasan nicht die endgültige Lösung für die Ablösung des Dollars gefunden wird, sondern die absolute Notwendigkeit, den Dollar zu ersetzen. Und wenn man sich darauf geeinigt hat, kann man sich an die Suche nach einer Lösung machen. Die Welt zögert noch, den Dollar zu ersetzen, und ist sich nicht nur unsicher, was ihn ersetzen soll, sondern auch, woher die Macht kommen soll."
Außerdem sprachen wir mit Scott Ritter über den Umgang der USA mit der aufkeimenden multipolaren Weltordnung, über die historische Einigung zwischen Indien und China in der Grenzfrage, sowie über den möglichen BRICS-Beitritt des NATO-Mitglieds Türkei. Ritter resümiert: "Der Beitritt der Türkei zu den BRICS wäre ein Schritt, der mit einer fortgesetzten NATO-Mitgliedschaft unvereinbar ist, aber er bedeutet nicht, dass die Türkei die NATO sofort verlassen müsste, sondern er bedeutet, dass die Türkei eine Entscheidung getroffen hat, dass ihre strategische Ausrichtung nicht mehr einseitig auf den Westen ausgerichtet ist."
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