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Montag, 24. April 2023

„Einschnüren von Demokratie“: Das passiert, wenn unbequeme Meinungen ausgegrenzt werden

Er kennt die Stasi-Akten wie kein Zweiter im Land: Hubertus Knabe, langjähriger Leiter der Gedenkstätte im früheren Stasi-Knast in Berlin-Hohenschönhausen. Knabe ist Historiker – und hat einen unbestechlich klaren Blick darauf, was Geschichte der DDR uns heute noch lehren kann. 

Knabe spricht über ein „General-Misstrauen“ gegen Regierung und großen Medien bei den Menschen, die die SED-Diktatur erlebt haben. Das sagt Knabe über …

… die Protest-Kultur in Ostdeutschland: „Dass man der Regierung in Berlin misstraut, das hat eine sehr lange Tradition in der DDR, und die setzt sich heute fort. Und dass man auf die Straße gehen muss, wenn man etwas verändern will, das ist sicher auch eine wichtige Erfahrung. Ich glaube, dass dieses Ossi-Bashing, wie man neudeutsch sagt, nicht zielführend ist. Man muss schauen: Warum demonstrieren die Menschen, was stört sie und wie kann man diese Missstände beheben.“

… den Zustand der Meinungsfreiheit in Deutschland: „Die Demokratie lebt doch vom Widerspruch und von der Meinungsfreiheit. Dieses Ausgrenzen von Meinungen, die einem nicht gefallen, das ist eine ganz, ganz problematische Tendenz und ist auch kontraproduktiv. Entwicklung gibt es nur durch Widerspruch, das hat man schon bei Karl Marx gelernt. Wenn ich den Widerspruch ausschalte, dann wird es starr wie in der DDR.“

… die Klima-Kleber: „Es ist sehr ärgerlich und nervig und es ist auch illegitim, weil es eine Selbstermächtigung ist. Und da ist das Problem. Wenn ich sage, ich darf mich ermächtigen, anderen vorzuschreiben, wie sie sich verhalten sollen und was die Politik machen soll, dann ist das genau der Nukleus totalitären Denkens. Die Selbstermächtigung: dass ich nicht mehr die Gesellschaft frage und abstimmen lasse, sondern mich selbst für etwas Klügeres halte und sage, was für euch gut ist.“

… den den Volksaufstand vom 17. Juni 1953: „Die Menschen, die da auf die Straßen gingen, waren unheimlich stark, waren unheimlich viele und hatten in vielen Orten der DDR die Macht faktisch erobert gehabt. Sie haben in vielen Orten der DDR die Macht faktisch erobert gehabt. Die Stasi hat sich versteckt. Die Dienststellen wurden gestürmt. Die Akten wurden auf die Straße geworfen. Die SED-Leute haben sich in der Besenkammer versteckt, und wenn die Sowjets nicht eingegriffen hätten, wäre es damals schon zu Ende gewesen.“ 

 

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