In dieser Woche interviewt Roland Tichy den legendären Medienmanager Helmut Thoma. Unter seiner Führung wurde RTL zum wichtigsten Privatsender Deutschlands und zum größten in Europa, der zeitweise fast 20 Prozent Marktanteil erreichen konnte. Nun schwächelt RTL – doch seine großen Rivalen, Pro7/Sat1 und die Öffentlich-Rechtlichen sind genauso schwach geworden.
Warum ist das Programm der Fernsehsender so schlecht? Warum schaut niemand mehr Fernsehen? Es liegt nicht am Internet, findet Helmut Thoma. Netflix hat den Markt zwar verändert, aber Veränderung ist normal: Das Problem ist, dass die neuen Fernsehmacher keine Vorstellung haben, wie Fernsehen funktioniert. Das Programm ist langweilig, anspruchslos.
Es ist der deutsche Bürokratismus, der sich durchsetzt. „Die können kein Fernsehen“, findet Thoma. Auch der Besitzer von RTL, Bertelsmann, scheitert an seiner eigenen Art: Bertelsmann ist ein Marketingunternehmen, das von Inhalten nichts versteht, so der Medienmanager. Es fehlt die Kreativität, um neue Inhalte zu entwickeln, die die Zuschauer anziehen. Das Aufwärmen alter Serienkonzepte reiche nicht, um mit Netflix zu konkurrieren.
Und er macht sich lustig: über die Art, wie deutsche Unternehmen ihre Fernsehsender organisieren, private wie öffentliche. „Das ist eine kultische Handlung“, beschreibt er die Fernsehräte, die das Programm machen sollen. „Das liegt ihnen nicht, Inhalte zu entwickeln“. Besonders in den Offentlich-Rechtlichen dominiert die Parteipolitik alles andere: „die Roten auf der einen Seite und die Schwarzen auf der anderen“, haben „kein Interesse daran, dass da ein tolles Programm entsteht. Wozu? Die Bürger zahlen ja eh, und man muss Parteien zufriedenstellen“. Manche Serien hätten jetzt schon fast 9.000 Folgen erreicht - Beweis für die Unfähigkeit, sich was Neues einfallen zu lassen.
Es fasziniert ihn auch, dass die Redakteure, die das Fernsehprogramm machen, alle links-grün sind. Und die senden an den Bürgern vorbei. „Um Himmels willen, man kann doch nichts senden, was den Leuten gefällt“, beschreibt er deren Mentalität ironisch. „Man sendet etwas, von dem man glaubt, dass man es den Leuten beibringen muss.“ Thomas Grundsatz war immer: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Aber hier sind nur Angler unterwegs. Und diese Einstellung hat auch die Privaten erreicht.“
„Eine seltsame Welt“, beschreibt er die deutsche Medienszene. Ob er Angst vor einem Shitstorm hätte? „Warum denn?“, fragt er. „Dann klappe ich halt den Laptop zu und der Shitstorm ist vorbei.“
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