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Donnerstag, 2. November 2023

Wenn Papa Putins Freund ist: Parallelwelten im Ukraine-Krieg - Reportage

Krieg, Klimakrise, Inflation – politische Probleme scheinen heute komplizierter denn je und sind für viele Menschen nur noch schwer zu durchschauen. Die Rückzug in andere Welten ist ein Mittel, mit dieser Situation umzugehen. Die einen flüchten sich in "alternative Lebensentwürfe", die anderen in funkelnde Traumwelten.

Was machen eigentlich die Kinder von Russlands ranghohen Politikern und Propagandisten? Sie werden Popstars, Models, Regisseure. Wenn das Rekrutierungsbüro anruft, wird auf den wichtigen Papa verwiesen – Shoigu, Peskow, Solowyow. Die russische Exiljournalistin Masha Borzunova beleuchtet die fantastische Welt, in der die Kinder russischer Eliten ihre Träume leben, während die Altersgenossen an die Front in die Ukraine geschickt werden. Borzunova spricht auch mit Diana Isakova – Tochter des Senators und glühenden Kriegsbefürworters Eduard Isakov. Sie ging ins Exil nach Georgien, nachdem sie gegen die Politik von Putin und ihrem Vater protestierte.

Wie Isakova sind viele Russinnen  und Russen 2022 nach Georgien geflohen. Inzwischen stellen sie die größte Minderheit im Land dar, haben eigene Geschäfte, Cafés und Restaurants eröffnet. Eine russische Parallelwelt. In Georgien, das aktuell zu einem Fünftel durch Russland besetzt ist, steigt die Missgunst gegenüber den neuen Bewohnern – da hilft es nicht, dass im Sommer ein Video viral ging, auf dem eine Gruppe russischer Touristen lautstark einen Propagandasong grölt. Manche russische Exilanten wollen sich davon distanzieren: Die russische Punkband Sonic Death und Künstlerin Alisa Yoffe erzählen vom Kampf gegen ignorante Landsleute – und ihre Enttäuschung über das Leben im Exil. 

In der Ukraine herrscht Russlands Krieg – mit dieser Realität gehen die Bewohner verschieden um. Irgendwo zwischen Odessa und der moldauischen Grenze lebt eine kleine Community in kompletter Abschottung. Künstler Dmytro kämpfte an der Front, wurde verletzt – und sucht jetzt in der „Eko Hata“ Abstand vom Erlebten. Sind Parallelwelten der beste Weg, um die Probleme um einen herum auszublenden? 

 

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