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Freitag, 27. September 2024

SCOTT RITTER: BALD HANDYS ALS BOMBEN? – "WIR SOLLTEN UNS ALLE SORGEN MACHEN”

Sorgenvoll blickt der US-Analyst und ehemalige UN-Waffeninspekteur Scott Ritter auf die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten. Dort verstärkte Israel nach den Pager-Anschlägen seine Bombardements und Raketenangriffe auf Ziele im Libanon. Die libanesischen Behörden berichten bereits von über 500 Toten und tausenden von Verletzten. Ritter resümiert dazu: "Israel verfolgte schon immer eine Politik der kollektiven Bestrafung. Wenn es also gegen einen politischen oder militärischen Gegner vorgeht, sind die Ziele immer größtenteils Zivilisten. Es ist Teil der Theorie der kollektiven Bestrafung, dass die Bestrafung der Zivilbevölkerung dazu führt, dass sie sich gegen ihre politische und militärische Führung wendet, die bekanntlich militärische Maßnahmen implementiert, die Israel nicht gefallen. Selbstverständlich ist das ein grober Verstoß gegen das Völkerrecht. Aber Israel hat sich nie davor gescheut, solche Maßnahmen durchzuführen. Es sollte also niemanden überraschen, dass Israel in erster Linie Zivilisten angreifen wird."

Ritter argumentiert, dass der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bemüht ist, innerhalb Israels sein Gesicht zu wahren. Daher setzt er zwar auf Eskalation nach außen, versucht aber den Ausbruch eines "großen Krieges" zu verhindern: "Will Israel einen größeren Krieg? Nein. Israel könnte einen größeren Krieg nicht gewinnen. Das war buchstäblich eine militärische Aktion, die durchgeführt wurde, um die Aufmerksamkeit der israelischen Öffentlichkeit von den Fehlschlägen der Netanjahu-Regierung abzulenken. Netanjahu kann nur so lange an der Macht bleiben, wie er als politischer Führer in Kriegszeiten gesehen wird. Deshalb braucht er mehr Krieg. Aber das muss ein Krieg sein, der eingedämmt werden kann, und kein Krieg, der in einer vernichtenden Niederlage Israels resultieren würde."

Mit den Pager-Anschlägen hat Israel jedoch eine Barriere überschritten und die gesamte globale Zivilgesellschaft angegriffen. Drohen nun auch Handys und Computer zu todbringenden Bombe zu werden? Ritter fasst zusammen: "Wir sollten uns alle darüber Sorgen machen und Israel dafür verurteilen. [...] Wenn man ein Gerät nimmt, das ein nicht wegzudenkender Bestandteil des Alltags aller Menschen in der Welt ist, ein Handy, einen Computer… Wenn man dieses Gerät in eine potentielle Waffe verwandelt, greift man damit die globale Zivilgesellschaft an. Und Israel ... Israel hat genau das getan und sollte dafür verurteilt und zur Rechenschaft gezogen werden."

Außerdem sprachen wir mit Scott Ritter über den "Siegesplan" des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, über die Lage der ukrainischen Streitkräfte und die Möglichkeiten des Westens die Ukraine weiter aufzurüsten, über die Verfügbarkeit eines Militärhafens im Westen Afrikas für Russland, sowie über die Unterschiede zwischen dem westlichen und dem russischen bzw. chinesischen Vorgehen gegenüber Afrika. Ritter analysiert: "Russland und China wollen sie nicht unterdrücken, dominieren oder beherrschen. Sie interessieren sich für beidseitig vorteilhafte Zusammenarbeit, die auf wirtschaftlichen Interessen basiert. Sie versuchen im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, zur NATO und zur Europäischen Union nicht, ihnen eine Sicherheitsstruktur aufzuzwingen." 

 

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