Bei uns am Wald |
Ein älterer Mann in Frankreich. Seine Frau ist gestorben, dann auch sein einziger Sohn. Wofür soll er jetzt noch leben? Er lässt seinen Bauernhof in einer fruchtbaren Ebene zurück. Nur 50 Schafe nimmt er mit. Er zieht in eine trostlose Gegend, in den Cevennen, fast eine Wüstenlandschaft. Dort kann er vielleicht vergessen.
Weit verstreut liegen fünf Dörfer mit zerfallenen Häusern. Die Menschen streiten sich; viele ziehen fort. Da erkennt der ältere Mann: diese Landschaft wird ganz absterben, wenn hier keine Bäume wachsen!
Immer wieder besorgt er sich einen Sack mit Eicheln. Die kleinen sortiert er aus. Auch die mit Rissen wirft er fort. Die guten kräftigen Eicheln legt er in einen Eimer mit Wasser, damit sie sich richtig vollsaugen. Er nimmt noch einen Eisenstab mit, dann zieht er los. Hier und dort stößt er den Eisenstab in die Erde, legt eine Eichel hinein.
Nach drei Jahren hat er auf diese Weise 100 000 Eicheln gesetzt. Er hofft, dass 10.000 treiben. Und er hofft, dass Gott ihm noch ein paar Jahre schenkt, so weitermachen zu können. Als er im Jahre 1947 im Alter von 89 Jahren stirbt, hat er einen der schönsten Wälder Frankreichs geschaffen. Da gibt es einen Eichenwald von 11 km Länge und 3 km Breite an drei verschiedenen Stellen.
Und was sonst noch geschehen ist? Die unzähligen Wurzeln halten jetzt den Regen fest, saugen Wasser an. In den Bächen fließt wieder Wasser. Es können wieder Weiden, Wiesen, Blumen wachsen. Die Vögel kommen zurück.
Selbst in den Dörfern verändert sich alles: die Häuser werden wieder aufgebaut, angestrichen. Alle haben wieder Lust am Leben, freuen sich, feiern Feste. Keiner weiß, wem sie das zu verdanken haben; wer die Luft und die ganze Atmosphäre verändert hat.
Aus Willi Hoffsümmer - Kurzgeschichten 1
Ich wünsche Euch einen ruhigen Karfreitag!
Gänseblümchen auf unserer Wiese |
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