Eugen Drewermann lässt sich nicht den Mund verbieten und hält an seinen Ansichten über Religion und Geopolitik fest, wie sehr sich auch andere daran stören mögen. Dem Quergeist der Katholischen Kirche wurde 1991 in Paderborn das Priesteramt “wegen irritierender und besorgniserregender Ansichten und Aussagen” entzogen und ein Predigtverbot erteilt. 14 Jahre später trat er endgültig aus der katholischen Kirche aus und wirkte seitdem auf eigene Faust für Frieden. Seinen kritischen Geist hat er behalten. "Ich bin Anti-Militarist von Natur", erklärte er in einem Interview 2016 und sei schon vor über 50 Jahren der einzige in der katholischen Kirche gewesen, der so dachte. Viele in der Kirche seien nur noch gleichgeschaltet und fügsam.Er jedoch könne nicht anders, als auf sein Gewissen zu hören und zu sagen, was er für richtig hält, egal, was “der Papst sagt”.
In der deutschen Friedensbewegung ist er ein bekannter Aktivist, nicht zuletzt etwa durch seine Rednerauftritte bei Protesten gegen die US-Airbase Ramstein in Deutschland. In christlichen Artikeln liest man zu ihm, dass er Verschwörungserzählungen verbreite und unter die Querdenker gegangen sei, wo er Impfgegner unterstütze. Auch im Ukrainekrieg nimmt er eine deutlich andere Haltung ein, als der Mainstream in westlichen Medien, Politik und Kirche.
Am 14. September hielt er nun im Schatten des Doms in Paderborn eine eindringliche Rede für den Frieden. Deutschland dürfe nicht zulassen, dass es ein drittes Mal gegen Russland aufmarschiert. Die Ampel-Regierung müsse unbedingt von ihrem Kurs gegen Russland abkehren und mit Moskau an den Verhandlungstisch. In Richtung Bundesregierung warnt er: "Herr Scholz, wenn Menschen, die für den Frieden sind, für sie zu Teufeln [Zitat: gefallene Engel aus der Hölle] werden, verspreche ich Ihnen, dass Sie dabei sind, die gesamte Welt in eine Hölle zu verwandeln!"
Und auch zur deutschen Außenpolitik angesichts Hunderttausender Tote in der Ukraine fand er deutliche Worte: "Rüstung Waffen Finanzen... 70 Prozent der ukrainischen Haushaltspolitik wird vom Ausland finanziert, weil die Ukraine völlig am Rande ist, aber das müssen wir offensichtlich machen. Geld für die Ukraine in jeder Menge, damit der Krieg weitergeht und warum soll er weitergehen, weil wir Russland ruinieren müssen [,wie Außenministerin Baerbock sagte]. Das ist keine Politik Frau Baerbock! Das ist Massenmord!"
Das Denken, Russland eindämmen zu müssen, habe nie aufgehört, so der Theologe. Deshalb wurde ständig die NATO in Richtung Russland erweitert und der Krieg in der Ukraine vom Westen provoziert. Drewermann ist sich sicher, dieser Kurs führt ins Verderben: "[Sie sagen:] Wir müssen Angst haben vor Russland. Schauen Sie es sich nur an: Die amerikanischen Militärausgaben liegen bei 800 Milliarden Dollar. Das ist das Zehnfache von den Ausgaben Russlands, das Dreifache von den Ausgaben in Russland und in China zusammen! Wer muss da Angst vor wem haben? Wir vor Russland? Nein müssen wir nicht! Russland hat gegen Deutschland keinen einzigen Angriffskrieg geführt, wir die Deutschen mindestens zweimal und jetzt wieder zum dritten Mal, als hätte Hitler es völlig richtig gemacht... man muss gegen Russland kämpfen. Der gleiche Wahnsinn und wir sind dabei!"
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