Die geostrategische Lage hat sich rasant gewandelt in den vergangenen Jahren: Der Aufstieg der BRICS, der Ukraine-Krieg, die veränderte Rolle des Iran im Nahen Osten … Während die globale Entwicklung in Richtung multipolare Weltordnung weist, weigern sich die alten Mächte und insbesondere die USA diese Entwicklung anzuerkennen. So analysiert es der Politikwissenschaftler und Experte für die US-Politik im Nahen Osten, Dr. Trita Parsi, der Mitbegründer und Executive Vice President des Quincy Institute for Responsible Statecraft: "Die Vereinigten Staaten befinden sich momentan leider im Stadium der Verleugnung. Sie leben in einer Illusion, dass die multipolare Welt noch nicht hier ist und sogar rückgängig gemacht werden kann. Sie glauben, dass die unipolare Welt noch eine Chance hat." Gefahr geht laut Parsi von Washingtons Ignoranz der friedlichen Koexistenz aus: "Sie sind überzeugt, dass die USA entweder China dominieren werden oder China die USA, und dass es keine Alternativen gibt."
Tatsächlich ist für Parsi die globale Dominanz des Westens längst gebrochen. Das zeigt etwa das kleine Land Niger, das die US-Truppen aus seinem Territorium ausgewiesen hat. Das zeigt aber auch das Beispiel des Iran, der mit seinem Schlagabtausch mit Israel den gesamten Westen in die Schranken gewiesen hat. Insbesondere im Fall des Iran analysiert Parsi den rapide sinkenden Einfluss des Westens und den Aufstieg der multipolaren Weltordnung – etwa in Form der BRICS-Staaten: "Natürlich haben die USA nach wie vor großen Einfluss darüber, wer für den Westen akzeptabel ist, aber der Westen dominiert nicht mehr die Welt. Die Iraner können sich politisch an Russland, China und dem globalen Süden orientieren. [...] Der Iran ist jetzt Teil der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und der Iran ist jetzt Teil der BRICS."
Speziell im Fall der BRICS und ihrer Erweiterung argumentiert Parsi aber, wie stark die multipolare Weltordnung noch in den Kampf gegen die Vorherrschaft des Westens verstrickt ist: "Ich denke, dass das Einzige, was sie wirklich vereint, die Tatsache ist, dass sie alle eine multipolare Weltordnung erreichen möchten, dass sie die Multipolarität willkommen heißen und das Ende der Unipolarität feiern." Zwar seien die BRICS geeint in ihrem Kampf gegen die Dollar-Vorherrschaft und den US-Imperialismus, die entscheidende Frage der Zukunft wird aber sein, welche Alternativen die BRICS anbieten können. Derzeit sieht Parsi vor allem einen Mangel an gemeinsamen Konzepten: "Was ihnen fehlt ist aber eine kohärente und ausgearbeitete Vision dessen, wie die multipolare Welt aussehen soll."
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